US-Filmfest feiert Tom Schilling
San Francisco (dpa) - Cyberkriminalität und Hacker-Angriffe, Fremdenhass und Flüchtlingsdramen: Diese Themen, von deutschsprachigen Filmemachern umgesetzt, bestimmen das 20. „Berlin & Beyond“-Filmfestival in San Francisco.
Mit dem Hacker-Thriller „Who Am I - Kein System ist sicher“ ist das größte deutschsprachige Filmfest in den USA in der Nacht zum Freitag eröffnet worden. Shootingstar und Hauptdarsteller Tom Schilling (33) reiste mit seinem „eher undeutschen Genrefilm“ aus Berlin in die Metropole an der Westküste. „Er hat eine sehr amerikanische Machart, mit Anleihen bei Regisseuren wie David Fincher“, sagte Schilling der Deutschen Presse-Agentur.
Was dem deutschen Hit-Film allerdings noch fehlt, ist ein amerikanischer Verleih. „Mindestens zwei Drittel der Filme in unserem Programm sind in den USA ohne Verleih“, erklärt Festival-Leiter Sophoan Sorn. „Das macht dieses Festival einzigartig und wichtig, dass Zuschauer die Gelegenheit bekommen, diese Filme hier zu sehen“, sagt der 31-jährige Kalifornier.
„Wir suchen Themen aus, die Europa bewegen, die politisch relevant sind und Strömungen der Gesellschaft spiegeln“, sagt Sabine Erlenwein, Leiterin des Goethe-Instituts in San Francisco, dem Veranstalter von „Berlin & Beyond“. „In diesem Jahr ist es leider viel Kampf, Krieg und Auseinandersetzungen“.
Zu den Highlights des einwöchigen Festivals gehört das Fremdenhass-Drama „Wir sind jung. Wir sind stark“ über die Übergriffe auf Ausländer in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992. Der Schweizer Film „Iraqi Odyssey“ erzählt die bewegte Geschichte einer irakischen Familie, die verstreut auf der ganzen Welt lebt; das Flüchtlingsdrama „After Spring Comes Fall“ handelt von einer Syrerin, die nach Deutschland kommt.
Rund 8000 Zuschauer zieht das Festival mit zwei Dutzend Filmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Szene-Kino Castro Theatre gewöhnlich an. Stars wie Hannelore Elsner, Mario Adorf, Wim Wenders, Doris Dörrie oder Bruno Ganz wurden schon mit Preisen geehrt. Schilling ist in diesem Jahr der Preisträger des Spotlight Awards. Der „Oh Boy“-Darsteller hatte zuletzt auch Rollen in internationalen Produktionen wie „Die Frau in Gold“ und „Suite Française - Melodie der Liebe“.
Auch Comedystar Anke Engelke (50) ist zu Gast. Ihre Eltern-Lehrer-Komödie „Frau Müller muss weg!“ von Regisseur Sönke Wortmann feiert in San Francisco Nordamerika-Premiere.
Zum dritten Mal lässt das Goethe-Institut auch Schüler aus den USA, Mexiko und Kanada über deutsche Filme abstimmen. Sie wählten „Honig im Kopf“ und „Im Spinnwebhaus“ für das Programm „Youth 4 German Cinema“ aus. Die Jugendfilme werden High-School-Schülern gezeigt. „Es ist ganz wichtig für uns, das Interesse für die deutsche Sprache und den deutschen Film zu wecken“, sagt Erlenwein.
Schon oft haben die „Berlin & Beyond“-Organisatoren Filme ausgewählt, die später Oscar-Chancen hatten. Feo Aladag stellte hier ihr Drama „Die Fremde“ vor, Georg Maas den Stasi-Film „Zwei Leben“. 2007 präsentierte Florian Henckel von Donnersmarck „Das Leben der Anderen“, wenige Wochen danach gewann er damit in Hollywood den „Auslands-Oscar“.
Häufig käme die Frage, ob er gerne nach Hollywood gehen würde, sagt Tom Schilling. „Für mich ist das nicht der Olymp“, sagt der Berliner. „Als Schauspieler wäre es der ultimative Traum einen Film zu machen, der im Festival von Cannes läuft und dort gewinnt. Das wäre für mich größer, als in einer großen Comic-Verfilmung in Amerika mitzuspielen“.