Weltpremiere von „Marie Curie“ in Toronto

Toronto (dpa) - Ihre bahnbrechenden Studien zur Radioaktivität haben Marie Curie weltbekannt gemacht. In Marie Noëlles Film „Marie Curie“, der beim 41. Toronto International Film Festival (TIFF) Weltpremiere gefeiert hat, wird vor allem die Frau hinter der Ikone dargestellt.

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Marie Curie, die große Forscherin - die aber auch Ehefrau, Mutter, Schwester und Geliebte war.

Mit der Filmbiografie ist der Regisseurin ein sensibles und gleichzeitig unsentimentales Porträt einer starken Frau gelungen, die sich täglich gegen die Konventionen einer von Männern dominierten Welt behaupten musste. Dabei geht es stärker um Curies Innenleben und ihre Errungenschaften für Frauen als um die Darstellung ihrer Forschungserfolge.

Karolina Gruszka spielt die gebürtige Polin Marie Sklodowska Curie (1867-1934) mit einer Mischung aus stoischer Distanz und zarter Verletzlichkeit, die sich vor allem in den Szenen nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes Pierre Curie (Charles Berling) und bei der späteren Affäre mit dem verheirateten Kollegen Paul Langevin (Arieh Worthalter) in rohen Emotionen entlädt. „Ich bin Polin, wir lernen viel über Marie Curie in der Schule. Aber über die Affäre mit Langevin und den darauf folgenden Skandal, die wüsten Beschimpfungen in der Presse, hatte ich bisher noch nie etwas gehört“, sagt Gruszka am Samstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Toronto.

„Am meisten hat mich die Leidenschaft fasziniert, mit der sie an alles heranging - an die Forschung, Liebe, Familie, den Kampf um Gerechtigkeit. Sie hat alles mit einer ruhigen, konsequenten Kraft bewältigt“, sagt Gruszka.

Curies Erfolge - als erste Professorin einen Lehrstuhl an der Pariser Sorbonne zu erhalten, als erste Frau den Nobelpreis (1903 für Physik) zu gewinnen und ihn noch ein zweites Mal (1911 für Chemie) zu erhalten - sind im Film die Meilensteine ihres Kampfes um Gleichberechtigung. Bei der Weltpremiere wurde Gruszkas Darstellung einer unbeugsamen und doch verletzlichen Marie Curie, einer Frau, die ihrer Zeit lange voraus war, vom Publikum in Toronto mit Begeisterung aufgenommen.

„Dieses Filmfest ist sehr speziell, weniger glamourös, aber auch weniger steif als viele andere“, sagte Regisseurin Noëlle der dpa. Es sei bereits ihr viertes TIFF, aber das erste mit ihrem eigenen Film. „Man kommt hier eng mit dem Publikum in Kontakt, das ist sehr inspirierend.“

Die deutsche Filmindustrie ist in diesem Jahr mit 36 Filmen und Koproduktionen vertreten, darunter die Dokumentationen „Karl Marx City“ (Regie: Petra Epperlein) und „Gaza Surf Club“ (Philip Gnadt). Bis zum 18. September werden beim TIFF insgesamt 397 Filme gezeigt. In Deutschland soll „Marie Curie“ am 1. Dezember in die Kinos kommen.