Wie spielt man einen Hobbit, Mr. Freeman?

Cardiff (dpa) - Es mag nicht unbedingt als Kompliment aufgefasst werden, Ähnlichkeit mit einem Hobbit attestiert zu bekommen - diesen kleinen, niedlichen, haarigen und zähen Wesen aus der Fantasy-Welt von „Herr der Ringe“-Schöpfer J.R.R.

Tolkien.

Doch beim Blick auf Martin Freeman kann man sich gewisser Parallelen nicht verschließen. Das runde Gesicht, die warm leuchtenden Augen, die leicht abstehenden Ohren, die Himmelfahrtsnase. Äußerlich jedenfalls scheint der britische Schauspieler gewappnet für die geradezu gigantischen Erwartungen, die auf ihm liegen. Denn er hat die Titelrolle in der Verfilmung des weltberühmten Vorgängerromans der „Ringe“-Trilogie und spielt den „Kleinen Hobbit“.

Superlative sind für die Anforderungen, die an die Leinwandversion des Kinderbuches gestellt werden, wohl weitestgehend angebracht. Zigtausenden Fans gilt es, gerecht zu werden. Den Lesern in Großbritannien und anderswo, die mit dem Klassiker aus dem Jahr 1937 aufgewachsen sind. Der gigantischen „Herr der Ringe“-Anhängerschaft, die die Filme und Bücher geradezu kultmäßig verehrt. Und natürlich den vielen, vielen Beteiligten, die mit dem neuen Film jede Menge Geld machen wollen.

Für den Filmnamen wurde das „kleine“ des Buchtitels weggestrichen. „Der Hobbit“ erzählt die Geschichte des Hobbits Bilbo Beutlin und seiner Abenteuer in der Fantasy-Welt Mittelerde. Unter anderem besiegt er einen Drachen, und bekommt einen schicksalhaften Ring, der zur Grundlage für die legendären „Ringe“-Bücher wird.

Nachdem es zahlreiche Hindernisse wie etwa einen Streik einer Schauspielergewerkschaft und einen Studiobrand zu überwinden gab, hatten die Dreharbeiten im März endlich begonnen. Wie bereits beim „Herr der Ringe“ wird in Neuseeland gefilmt. Derzeit gehe es gut voran, verät Freeman bei einem Interviewtermin im walisischen Cardiff. Ganz, wie es auch der Buchvorlage entspricht, werde „Der Hobbit“ eher ein Familienfilm, weniger dunkel und angsteinflößend als „Der Herr der Ringe“. Die Erwachsenen dürften trotzdem in Scharen in die Kinos strömen.

Dass er sich auf etwas Großes auf mehreren Ebenen einlasse, sei ihm von Anfang an klar gewesen, meint der Schauspieler. Das genaue Ausmaß aber habe er erst erfasst, als es um die Frage ging, ob er die Rolle des Bilbo tatsächlich bekommen würde. Zunächst hatte es nämlich so ausgesehen, als ob er sie wegen Terminproblemen nicht annehmen könnte. „Plötzlich war es schon eine Nachricht, dass ich nicht den Bilbo spielen würde“, erinnert er sich an die Flut von Diskussionen im Internet. „Ist es nicht verrückt, dass es eine Nachricht ist, dass jemand etwas nicht macht?“ Als dann klar war, das er es doch tut, wurde es noch schlimmer.

In Deutschland kennt man Freeman bislang wenig. Auch in seiner Heimat Großbritannien ist der 39-Jährige nicht unbedingt ein Gesicht, das jeder auf der Straße erkennt. In „Per Anhalter durch die Galaxis“ und in einer kleinen Nebenrolle in „Love Actually“ war er zu sehen. Seine Landsleute bringen ihn vor allem mit der Comedy-Serie „The Office“ von Ricky Gervais in Verbindung. In einer modernen Version von „Sherlock Holmes“ des Senders BBC, die vom 24. Juli an auch in der ARD zu sehen ist, spielt er den Detektiv-Gehilfen Watson.

„Ich versuche, so gut ich kann, nicht an die Erwartungen der Zuschauer zu denken“, sagt Freeman mit Blick auf den „Hobbit“. Der Film soll nach derzeitigem Stand in zwei Teilen 2012 und 2013 ins Kino kommen. Regie führt der Neuseeländer Peter Jackson. Der hatte sich schon der als unverfilmbar geltenden „Herr der Ringe“-Bücher angenommen und mit seiner Version des epischen Kampfs gegen das Böse einen absoluten Kassenerfolg produziert.

„Ich weiß, das dieser Film mein Leben verändern wird - und zwar in einer Art und Weise, von der ich jetzt noch nicht annähernd etwas ahne“, sagt Freeman mit Blick auf seine Zukunft und den weltweiten Rummel um das Millionenschwere Werk. Er habe aber die Rolle einfach nicht ablehnen können. „Ich habe es des Geldes wegen gemacht“, sagt er, und könnte es trotz des breiten Grinsens ernst meinen. Nein, nein, winkt er ab, es habe auch andere Gründe gegeben. „Es war einfach in allen Bereichen zu Groß: Eine zu große Chance, eine zu große Rolle, ein zu großer Job.“