Hotelier wollte Polke-Werke verkaufen

Hotelier wollte Polke-Werke verkaufen, der Nachlassverwalter spricht von Diebstahl.

Hildesheim. Nach dem mysteriösen Verschwinden von 16 Werken aus dem Nachlass des Kölner Malers Sigmar Polke steht ein mutmaßlicher Hehler vor Gericht. Dem 58-Jährigen aus Bodenwerder wird vorgeworfen, die Bilder mehreren Kunsthändlern für rund 250 000 Euro angeboten zu haben. Sie haben einen Schätzwert von 1,5 Millionen Euro.

Dabei soll er gewusst haben, dass die Arbeiten aus dem Atelier des Malers entwendet worden seien. Der Angeklagte bestritt die Vorwürfe zum Prozessauftakt am Dienstag im Landgericht Hildesheim vehement.

Polke, einer der bedeutendsten Maler der Gegenwart, war im Juni 2010 im Alter von 69 Jahren an Krebs gestorben. Zwei Monate später versuchte der Hotelier mit Hilfe von zwei Freunden, die sonst mit Restposten handeln, die Polke-Werke zu verkaufen. Das Trio hoffte auf Provision. Einem Gehilfen erzählte der Angeklagte, Polke habe mit einem Teil der Bilder vor Jahren Liebesdienste im Rotlichtmilieu bezahlt. Dem anderen Freund sagte er, Polke habe die Bilder gegen Möbelstücke eines Schreiners getauscht.

Der Richter äußerte Zweifel an diesen Legenden, doch der Angeklagte beteuerte: „Für einen Maler hat ein Bild nicht so einen Wert wie für einen Kunstsammler.“ Er habe seinem Freund, dem Kunsttischler, vertraut. Der Mann besitze viele Geschenke von Düsseldorfer Künstlern.

Ein Kunstvermittler aus dem Münsterland war zunächst begeistert, als ihm per Mail Fotos der Polke-Werke präsentiert wurden. Nachdem der Nachlassverwalter bei der Echtheitsprüfung aber von Diebstahl sprach, ging er auf Wunsch der Behörden nur zum Schein auf das Geschäft ein. Die Polizei nahm das Verkäufer-Trio dann fest. dpa