Konzert in der Tonhalle Mutter und Ferrández – Dialog auf Augenhöhe

DÜSSELDORF · Der 31 Jahre junge Cellist Pablo Ferrández und Anne-Sophie Mutter, seit fast 40 Jahren Megastar der Geigenzunft: Der ehemalige Stipendiat und die Förderin nahmen nicht nur gemeinsam Brahms‘ Doppelkonzert auf CD auf, sondern sie präsentieren ihr Album von erlesener Musizier-Kunst zusammen mit dem London Philharmonic Orchestra unter ihrem neuen Chef, dem Briten Edward Gardner.

Pablo Ferrández und Anne-Sophie Mutter

Foto: dpa/Marek Micanek

Auf der Tour quer durch die großen Konzertsäle der Republik begeisterten sie jetzt auch die Zuschauer in Düsseldorfs Tonhalle. Klar: Der Mendelssohn-Saal war voll besetzt, wie immer, wenn die Mutter auf dem Programm steht.

In dem a-moll-Konzert für Violine, Violoncello und Orchester (einem Spätwerk von Johannes Brahms) geht es um einen Dialog zwischen den Solo-Instrumenten und dem Klangkörper, der sich unter Gardner sensibel zurückhält, nur selten auf Lautstärke setzt. Der spanische Cellist setzt zwar zu Beginn mit breitem Bogen und rauem, ruppigen Sound an, beweist aber sofort Vielseitigkeit und breitet einen warmen Sound aus. Nur kurz scheint es so, als wolle der junge Künstler seiner Mentorin den roten Teppich ausrollen.

Doch im Laufe der drei Sätze hören die beiden einander zu, lauschen den Solo-Passagen des anderen, reagieren sensibel aufeinander, in dem sie den Ton des Partners aufnehmen und weiterspinnen. Ferrández hat die Mutter stets im Blick. Sie ist weniger Perfektionistin als früher, überrascht dafür mehr in Zwischenlagen. Sie – im langen, schulterfreien Schwarzen – strahlt ihn an. Beide interessieren sich für die Musik des anderen, führen ein echtes Gespräch. So war ihr Tonhallen-Auftritt ein Dialog auf Augenhöhe, von gleichwertigen Musik-Partnern. Strahlend und intensiv wirkt ihr gemeinsames Spiel, das mit langen Ovationen belohnt wird.

Feinsinnige Klangbilder und ausgeprägte Spielkultur beweist auch das London Philharmonic Orchestra. Sie folgen den leichten, präzisen, aber unaufgeregten Einsätzen des Dirigenten Gardner. Sie vermitteln sprühende Leichtigkeit in Mendelssohns Ouvertüre „Das Märchen von der schönen Melusine“. Kämpferisch und mit starken Kontrasten begeistern sie am Ende in Dvoraks siebter Symphonie – Streicher-Gruppen und Holzbläser mit schwebender Intonation und damit auf Spitzen-Niveau.