Kubanischer Spitzentanz zu Popmusik

Atemberaubendes „Ballet Revolución“ in Köln.

Köln. „Ballet Revolución“ — der Name ist Marketing. Wer wollte nicht bei einer Revolution dabei sein, sei es auch nur eine getanzte. Der Titel des kubanischen Ensembles bezieht sich allerdings auf die Escuela National de Arte (ENA), jene weltweit anerkannte Tanzakademie, die die knapp 20 Tänzer absolviert haben. Auf Initiative von Revolutionsführer Fidel Castro und Che Guevara 1961 in Havanna gegründet, sollte die Tanzkunst von der neuen Dynamik des karibischen Inselstaates künden.

Bei der Premiere in der Kölner Philharmonie kündete das atemberaubende Ensemble heute allerdings mehr von den Veränderungen in seiner Heimat, die sich zunehmend Richtung Westen orientiert. Der Ballettabend ist eine Tanzshow zu Popmusik.

Seit Anfang des Jahres touren die Kubaner vor ausverkauften Häusern durch Europa. Irgendwo zwischen Broadway, Nachtclub und karibischer Beachparty angesiedelt, lässt man diese großen Talente zu Hits von Beyoncé, Shakira oder Jennifer Lopez in knappen Kostümen auftreten, angeheizt von ihrer Live-Band. Man wünscht diesen Tänzern, dass sie jemand für Produktionen jenseits des Gastspielzirkus’ entdeckt.

Die abstrahierten Tanz-Stückchen mixen Stilelemente von klassischem Ballett, zeitgenössischem Tanz, traditionellen afrikanischen Ritualen, aktuellem Streetdance und Artistik.

Spitzentanz bringt die Company ebenso leichtfüßig auf die Bühne wie Hip-Hop, Mambo oder Samba. Mit explosiver Energie, untrüglichem Rhythmusgefühl, katzenhafter Geschmeidigkeit und äußerst beweglichen Hüften ertanzen sich die zwölf Männer und fünf Frauen die Begeisterung ihres Publikums.

Das Missverhältnis von Latin Lovers und kubanischen Schönheiten lässt an die Chippendales denken, doch dafür gehen die Tänzer dann doch zu defensiv mit ihrer Erotik um. Sie belassen es bei Saltos, geschraubten Sprüngen, Multi- Pirouetten, Posen und tiefen Macho-Blicken ins Publikum.

Doch wer sich der Unterhaltung verschrieben hat, sollte auch dabei bleiben: Nur noch kitschig wirkte die Nummer zu Shakiras „Hips don’t lie“, als sich zu dem ausgelassenen Ensemble drei Mädchen auf Spitze gesellen, die sich — in Anlehnung an den legendären Pas de Quatre aus „Schwanensee“ — über Kreuz an den Händen hielten.

Termine: Bis 15. Juli und vom 17. bis 19. August, Philharmonie Köln; 18. bis 31. Dezember, Konzerthaus Dortmund; 19. bis 24. Februar, Theater Duisburg. Telefon: 01805/2001