Kulturkahlschlag in Wuppertal

Die Stadt verordnet ihren Bühnen einen strikten Schrumpfkurs: Weniger Geld, weniger Stücke und weniger Schauspieler.

Wuppertal. Für Theaterfans ist es eine Tragödie: Das Wuppertaler Schauspielhaus steht vor der endgültigen Schließung, das Schauspiel-Ensemble soll drastisch verkleinert werden, noch dazu wird der Intendantenvertrag von Christian von Treskow nicht verlängert.

Das Wuppertaler Schauspiel ist ein Beispiel dafür, wie in finanziell klammen Kommunen mit Kultur umgegangen wird.

Städte in ganz NRW setzen dramatisch den Rotstift an. Nicht nur Münster muss massiv sparen. In Köln hat sich Opern-Chef Uwe Eric Laufenberg mit der Stadt wegen des Spardiktats lauthals überworfen. In Wuppertal muss Christian von Treskow seit seinem Amtsantritt 2009 gegen den kulturellen Kahlschlag kämpfen.

Noch bis zum kommenden Sommer kann er das Foyer im sonst geschlossenen Schauspielhaus als kleine Bühne nutzen. Bis 2014 entsteht für 1,5 Millionen Euro eine neue Spielstätte für 160 Zuschauer in einer alten Lagerhalle. Sponsoren sollen es möglich machen — noch ist das Projekt allerdings nicht vollends finanziert.

Groß ist deshalb die Angst des ohnehin kleinen Ensembles, weil es in der Übergangszeit keine kleine Bühne mehr geben wird: Weniger Produktionen brauchen weniger Schauspieler. Auch die Etatkürzungen lasten schwer auf den Schultern. So sollen künftig höchstens zehn statt 14 Schauspieler zum Ensemble gehören, bestätigt Bühnen-Geschäftsführer Enno Schaarwächter.

„Stellt das nicht bereits die Abwicklung der Schauspiel-Sparte dar?“, fragt das Ensemble nun in einem offenen Brief und spricht von einem „kulturellen Armutszeugnis“. Negativschlagzeilen macht das Theater nicht zum ersten Mal: 2010 hatte die angedrohte Schauspielhaus-Schließung bundesweit Empörung ausgelöst und zu Protestaktionen geführt. Gebracht hat es nichts: Die Zukunft des Gebäudes und der Sparte ist nach wie vor ungewiss.

Laut Verwaltung gibt es für das renovierungsbedürftige Haus zwei Visionen: In der Pina-Bausch-Stadt könnte ein Tanzzentrum entstehen. Laut nachgedacht wird auch über die Möglichkeit, dem Von der Heydt-Museum Platz für Ausstellungen im Schauspielhaus zu überlassen.

Sicher ist indes, dass die Bühnen und das Sinfonieorchester zusammenrücken: Durch die geplante Gründung der Wuppertaler Orchester- und Bühnen GmbH (WOB) möchte die Stadt jährlich 400 000 Euro einsparen.

„Das Schauspiel soll definitiv nicht abgewickelt werden“, sagt Kämmerer Johannes Slawig dagegen auf Nachfrage. Heute will die Stadt mitteilen, wie es weitergehen soll. Denn von Treskows Vertrag läuft 2014 aus. Die Stadtspitze wirft ihm vor, zu viele zeitgenössische Stoffe gewählt und zu viele ältere Stammzuschauer verprellt zu haben.

Von Treskows Kollege Johannes Weigand (Oper) muss ebenfalls das Büro räumen — auch wenn die Auslastung im Musiktheater deutlich über der im Schauspielhaus liegt. Weigands Nachfolger steht bereits fest: Toshiyuki Kamioka, überregional gefeierter Chef-Dirigent der Sinfoniker, soll Generalmusikdirektor und Opern-Intendant werden — und für mehr Zuschauer sorgen.