100 Jahre Traumfabrik Babelsberg

Potsdam (dpa) - Mit Potsdam-Babelsberg verbinden sich Namen wie Marlene Dietrich, Fritz Lang, Angelica Domröse, Christoph Waltz und Kate Winslet. Sie und andere haben das einstige kleine Nest in verschiedenen politischen Systemen von der Kaiser- über die Nazi- und DDR-Zeit bis heute als Filmstandort berühmt gemacht.

Jetzt feiert das „deutsche Hollywood“ sein 100-jähriges Bestehen. Passend dazu ist im Filmmuseum Potsdam von diesem Freitag (4. November) an die neue Dauerausstellung „Traumfabrik - 100 Jahre Film in Babelsberg“ zu sehen.

„Die Ausstellung vollzieht die Schritte des Filmemachens nach“, sagte Museumsdirektorin Bärbel Dalichow bei einem Rundgang vor der Eröffnung. Interessant zu hören: Vieles bei der Filmproduktion läuft heute noch genauso ab wie früher. Und eitle Herren gab es in den jungen Jahren des Films ebenfalls. Zu den weniger ernst gemeinten Raritäten der Ausstellung gehört ein Toupet, mit dem Frauenschwarm Hans Albers seinen kleinen Schönheitsfehler kaschierte. Und: Filmemachen ist immer noch eine Domäne der Männer, berichtet Dalichow. Allenfalls „im Hinterland, bei den Schnittmeisterinnen“ sind die Frauen in der Übermacht.

Die neue Dauerausstellung zeigt in sieben Themenbereichen, wie aus einer Idee ein Drehbuch und - deutlich seltener - ein Film wird. Zu sehen sind beispielsweise die Castinggeschichte von Marlene Dietrich für den „Blauen Engel“, Einblicke in die Arbeit von Kulissenbauern und Kostümbildnern und Requisiten aus dem DDR-Kultfilm „Die Legende von Paul und Paula“. Auch ein Kostüm von Diane Kruger aus dem Oscar-prämierten Film „Inglourious Basterds“, den Starregisseur Quentin Tarantino in Babelsberg drehte, ist dabei.

Eine Wand mit Filmpreisen vom Goldenen Bären über ein Bambi und zahllose weniger bekannte Preise lässt erahnen, welches Potenzial die Branche hat. „Wir hätten auch gerne den Oscar von Christoph Waltz gehabt“, verrät Museumschefin Dalichow. Aber der Shootingstar der vergangenen Jahre, der den begehrtesten aller Filmpreise 2010 für seine Rolle als SS-Standartenführer in „Inglourious Basterds“ bekommen hat, will ihn nicht hergeben.

Etwas weniger spektakulär hängt in der Nähe die Urkunde für die einzige Oscar-Nominierung eines DDR-Films. „A VEB/DEFA Production“ steht auf dem Papier aus dem Jahre 1976, das den Film „Jacob der Lügner“ von Frank Beyer für einen Oscar als besten ausländischen Film nominierte.

Für Liebhaber alter Technik ist unter anderem ein Filmprojektor dabei, mit dem die DDR-Staats- und Parteichefs Walter Ulbricht und Erich Honecker ihre Gäste unterhielten. Sehnsüchte nach alten Zeiten dürfte die alte Kinokasse wecken, an der noch Karten für 75 Pfennige hängen.

Zur feierlichen Eröffnung am Donnerstagabend haben sich zahlreiche Prominente der Filmbranche angesagt, darunter die Regisseure Andreas Dresen und Volker Schlöndorff, Schauspieler wie David Kross, Axel Prahl, Michael Gwisdek, Jutta Hoffmann, Gojko Mitic, Katrin Sass und Nadja Uhl, aber auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Angelica Domröse kann sich dann noch einmal auf die Bettkante von „Paul und Paula“ setzen.

Am 3. November 1911 wurde in Babelsberg der Grundstein für das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt gelegt. Mehr als 3000 Filme der Bioscop und ihrer Nachfolger Ufa, Defa und Studio Babelsberg entstanden in den Studios, wo der erste Streifen nur ein paar Monate später als in Hollywood gedreht wurde.