Kunsthalle Bremen: Neuer Chef, neues Profil
Bremen (dpa) - Die dunklen Holzmöbel im neuen Büro stammen noch vom Vorgänger. „Ich habe ja noch nicht richtig angefangen“, sagt Christoph Grunenberg. Am 1. November wird er als neuer Direktor der Kunsthalle offiziell in Bremen starten.
Der Augenblick könnte nicht besser gewählt sein: Das Museum wurde gerade für rund 33 Millionen Euro erweitert. Und eine vor nicht einmal zwei Wochen eröffnete Edvard-Munch-Ausstellung wird in den nächsten Monaten wohl tausende Besucher anlocken.
„Das ist eigentlich ein Traumstart“, findet Grunenberg. Doch für den 49-Jährigen (28.10.1962) ist das kein Grund, den neuen Job ruhig angehen zu lassen. Spätestens im nächsten Sommer wird seine erste große Sonderausstellung zu sehen sein. Davon ist der aus Frankfurt stammende Kunsthistoriker überzeugt. Namen kann er zurzeit nicht nennen, die Planung läuft noch. Aber an Ideen mangelt es nicht: viel zeitgenössische - auch populäre - Kunst und mehr internationale Zusammenarbeit.
Kontakte in der Kunstszene besitzt Grunenberg jedenfalls genug. In den vergangenen zehn Jahren führte er die Liverpool Tate, davor waren die Tate Gallery in London, das Institute of Contemporary Art in Boston, die Kunsthalle Basel und Washingtons National Gallery seine Arbeitgeber. Von Bremen aus will der neue Direktor Ausstellungen mit führenden Häuern entwickeln und an andere Orte wandern lassen. Hochkarätige Leihgaben und mehr Renommee verspricht er sich davon.
17 Jahre lang prägte Grunenbergs Vorgänger Wulf Herzogenrath die Bremer Kunsthalle. Die Museumsbesucher werden sich bald an eine neue Handschrift gewöhnen müssen. Wie diese aussehen könnte, lässt ein Blick auf Grunenbergs Zeit in Liverpool erahnen. Gleich seine erste Ausstellung zum Schock-Künstler Paul McCarthy provozierte. Er lud Filmemacher, Designer und Dichter als Kuratoren ein, und beschäftigte sich mit populären Themen wie Shopping oder der psychedelischen Kunst. Aber auch Gustav Klimt und René Magritte waren bei ihm auf dem Programm.
An der Tate lag Grunenbergs Schwerpunkt auf der Gegenwart. In Bremen wird er Herr über 600 Jahre Kunstgeschichte sein. Sein kuratorischer Ansatz passe trotzdem gut in die Hansestadt, meint Hermann Arnhold, Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in Münster und zuständiger Fachgruppensprecher beim Deutschen Museumsbund. „Man kann vom ihm aber sicherlich auch neue Impulse für die Kunsthalle Bremen erwarten, gerade auch durch seine Kontakte nach Großbritannien.“
Alles umkrempeln will Grunenberg aber nicht. „Man muss natürlich auch auf der Tradition aufbauen.“ Deshalb will der neue Chef weiter auf publikumswirksame Sonderausstellungen setzen, so wie in der Vergangenheit zu Claude Monet oder Vincent van Gogh. Auch Auftragsarbeiten zeitgenössischer Künstler kann er sich vorstellen. Größere Anschaffungen werden aber wohl angesichts knapper Kassen nicht drin sein. Doch das ist Grunenberg aus Großbritannien schon gewohnt.