Ausstellung: Immendorffs garantiert originale Bilder
Michael Werner hat seine Kölner Galerie für den verstorbenen Freund reaktiviert.
Köln. Die erste wichtige Ausstellung zu Jörg Immendorff in diesem Jahr ist bei seinem langjährigen Galeristen und Nachlass-Verwalter Michael Werner zu sehen. Werner, der in Exklusivberichten mit unserer Zeitung immer wieder vor gefälschten Bildern warnt, hätte es natürlich am liebsten, wenn man nur in seiner Firma kaufen würde. Er hat eigens für die Schau seine Galerie in Köln reaktiviert, und er zeigt in der Tat exquisite Werke.
Immendorffs Bilder haben ihren Preis. Er ist im letzten Jahr um mindestens zehn Prozent angezogen. Eine kleine, nur 38 Zentimeter hohe, bemalte Bronze, "Selbstbildnis mit Affe", kostet 45000 Euro. Der Affe hockt und hält sich am Pinsel wie an einem Laternenpfahl fest. Die Doppelbilder zu Penck und Jörg kosten je 160000 Euro; und die großen Polit-Panoramen steigen im Preis bis zu 750000 Euro.
Das berühmte Doppel-Bild von 1978 ist eine kleine Sensation. Es hätte der derzeitigen Ausstellung zu 60 Jahre Bundesrepublik in Berlin gut getan. Die Malerfreunde Ralf Winkler, der unter dem Pseudonym A.R. Penck bekannt werden sollte, und Immendorff attackieren in den 70er und frühen 80er Jahren malend die deutsch-deutsche Grenze. Der Mann aus dem Osten, den Immendorff 1976 in Berlin und 1978 in Dresden traf, und der Mann aus Düsseldorf finden im Grenzverkehr ihr kulturpolitisches Thema. Ihre Bild-Geschichten handeln von Trennung, innerem und äußerem Exil, Schuld, Verlust und Entfremdung.
Sie zeugen zugleich vom beiderseitigen Versuch, aus der eigenen Isolation auszubrechen. Immendorffs "Ddrrrmaler" und Brrrmaler" sind Dokumente aus der Zeit des Kalten Krieges und zugleich deutsche Kunstgeschichte. Der Düsseldorfer kämpft gegen den Wachturm an und befreit sowohl den an Handschellen gefesselten, bärtigen Penck als auch ein Adlerbild vom Eis.
1981 erstickt Immendorff die "Weltfrage", so ein Bildtitel, im schwarz-rot-goldenen Deutschland-Tuch. Hammer und Sichel verwandeln sich auf dem ostdeutschen Wachturm in eine Panzerkanone. Die DDR-Schraube zieht an. Auf dem Boden liegt "Mein Kampf", und ein Vater erklärt seinem Kind den Mao. Über dem pessimistischen Polit-Bild lastet eine Eisenplatte, die alles erstickt. Der deutsche Adler ist halbiert ("Adlerhälfte", 1982). Lockerer und heiterer ist Immendorffs Kunst eher in den letzten Jahren vor seinem Tod. Da trägt der Dada-Künstler Kurt Schwitters seine Ursonate als Gedicht lediglich aus Lauten vor, und der große, dunkle Maler-Affe als Immendorff-Symbol hört zu.