Tony Cragg folgt auf Lüpertz
Der Wuppertaler Künstler soll Rektor der renommierten Kunstakademie Düsseldorf werden.
Düsseldorf. Am 13. Mai ist ein Glückstag für die Kunstakademie, denn dann wählt der Senat einen neuen Rektor. Einziger Kandidat ist Tony Cragg. Es gilt als sicher, dass ihn das Gremium aus Vertretern der Professoren und kunstbezogenen Wissenschaften, der Mitarbeiter und Studierenden nur zu gerne wählen wird.
Cragg ist 60 Jahre alt, stammt aus Liverpool, hatte 1978 als Dozent an der hiesigen Kunstakademie begonnen, wurde 1988 Professor und hat mit Ausnahme einer fünfjährigen Professur in Berlin immer in Wuppertal gelebt und in Düsseldorf gelehrt. Er wurde ausgezeichnet mit dem Kunstpreis Praemium Imperiale, der als Nobelpreis der Künste gilt und der ihm für sein Lebenswerk von Prinz Hitachi in Tokio überreicht worden ist.
Der Künstler ist nicht nur ein großer Bildhauer, sondern auch ein begnadeter Zeichner. Als Mensch gilt er als ruhig, besonnen und völlig uneitel. Alles andere als ein Egomane.
Er ist nicht der Show-Master, der sich mit Ringen, Krawatten, Spezialanzügen und kostbaren Spazierstöcken in Szene setzen muss, aber auch er zeigt eine künstlerische Selbstverständlichkeit, die Respekt fordert. Was ihn mit seinem Vorgänger verbindet, ist der Gedanke an die absolute Freiheit der Kunst wie der Kunstakademie.
Er ist ein internationaler Künstler, spricht mehrere Sprachen, kann sich also mit seinem internationalen Kollegium in Französisch oder Englisch spielend unterhalten. Zugleich ist er ein genialer Organisator. Das merkt man in seiner Werkstatt, wo er 20 Mitarbeiter für große und kleine Projekte freundlich, aber zielstrebig dirigiert.
Er kann wunderbar erklären, greift sofort zum Stift und entwickelt die Körper seiner Skulpturen aus dem Organischen heraus. Das Zusammenleben der Teile wie im Organismus gilt in seiner Familie, seiner Klasse und seiner Werkstatt.
Er hat lange gezögert, in die Fußstapfen von Lüpertz zu treten, denn schließlich ist er ein gefragter Künstler mit vielen nationalen und internationalen Auftritten als Bildhauer. Außerdem hat er mit seinem privaten Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal und mit hochkarätigen Ausstellungen in einer eigens dafür gebauten Halle alle Hände voll zu tun. Scheinbar im Hintergrund, hat er dieses Gesamtprojekt völlig unspektakulär geschultert. Ein echter Mäzen. Er wird sicherlich auch der Akademie ein anderes Profil geben.
Markus Lüpertz hat sich zunächst schweren Herzens, inzwischen aber betont lächelnd von seiner geliebten Akademie (fast) verabschiedet. Als er merkte, dass er über sein 68. Lebensjahr hinaus keine Chance mehr hatte, Rektor zu bleiben, tauchte er weder bei den Freunden der Akademie noch bei seiner eigenen Ausstellung in der Akademie-Galerie auf.
Stattdessen ließ er sich in Berlin feiern, wo er ein großes Atelier hat und im benachbarten Potsdam durch seinen Freund Walter Smerling eine Privatakademie aufbauen will, die über private Stiftungsgelder finanziert werden soll.
Er dürfte heilfroh sein, dass seine Akademie in so guten Händen ist. Seine Verdienste für Düsseldorf wird Ministerpräsident Jürgen Rüttgers am 21. Juni herausstellen, wenn er ihn zur Finissage von "Skulls" ("Totenschädel") in seiner eigenen Ausstellung an der Akademie-Galerie am Burgplatz in Düsseldorf verabschiedet.