Wirbel in der Kunstszene Banksy eröffnet eigenen Online-Shop „Gross Domestic Product“

London · Banksy hat einen eigenen Online-Shop eröffnet. Bricht der britische Streetart-Künstler nun mit seinen Prinzipien, Kunst auf der Straße für jedermann zugänglich zu machen?

Ein Graffiti, das dem britischen Streetart-Künstler Banksy zugeschrieben wird, ist an einer Hauswand in Paris zu sehen, an der drei Frauen vorbeigehen.

Foto: dpa/Thibault Camus

Der britische Streetart-Künstler Banksy sorgt mit der Eröffnung eines eigenen Online-Shops erneut für Wirbel in der Kunstszene. Kurios ist nicht nur eine Aktion in der Londoner Innenstadt, welche vor dem Launch stattfand, sondern auch die besonderen Einkaufmodalitäten. Hinzu kommt, dass Banksy nun vorgeworfen wird, mit seinen Prinzipien zu brechen. Doch der Reihe nach:

Anfang Oktober hat der so berühmte wie unbekannte Streetart-Künstler Banksy einen dystopischen Concept Store mit dem Namen „Gross Domestic Product“ in London eingerichtet. Der Name steht etwa für: „Verstörender Haushaltsbedarf statt Bruttoinlandprodukt“. Betreten konnte man den Laden allerdings nie. Die Aktion, welche als Installation einzuordnen ist, wurde am vergangen Wochenende noch vor dem Start des Online-Shops beendet und zeigte einige Produkte, die nun auf der neuen Website zum Verkauf angeboten werden.

Mit dem Einkaufen bei Banksy verhält es sich jedoch etwas anders als bei gängigen Online-Shops. Auf der Startseite wird man bereits vor einer „enttäuschenden Einkaufserfahrung“ gewarnt, denn wer etwas bestellen möchte, muss sich zunächst bis zum 28. Oktober registrieren und sich auf einen Kauf bewerben. Auf die Frage „Why does art matter?“ sollen Interessierte eine möglichst amüsante, informative oder aufschlussreiche Antwort finden. Damit will Banksy ausschließen, dass Kunstsammler lediglich aus Anlage- und Profitgründen Objekte erwerben. Einige der angebotenen Objekte sollen streng limitiert oder Einzelstücke sein. Via Instagram teilte Banksy mit, dass Produkte bereits ab 10 Pfund erhältlich sein sollen.

Trotz des niedrigen Einstiegspeises stellt sich nun die Frage, ob Banksy mit seinen Prinzipien einer frei zugänglichen Kunst, Streetart für alle, bricht und sprichwörtlich seine Kapitalismuskritik kapitalisiert. Hintergrund sei jedoch ein Rechtsstreit über den unter anderem die britische Zeitung „Guardian“ berichtete. Der Künstler befand sich in Konflikt mit einer Grußkartenfirma, die sich Banksy als Markennamen aneignen wollte. Der Online-Shop ist somit als Antwort auf diesen Fall zu sehen. „An diesem Punkt passt sich Banksys Kapitalismuskritik dem Markt an, um nicht von ihm aufgefressen zu werden“, schreibt eine Autorin im Feuilleton der FAZ.

Wie immer bei Banksy ist jede Aktion mit einem politischen oder gesellschaftskritischen Statement verbunden. So sollen die Einnahmen von einigen Objekten der Flüchtlingshilfe zugute kommen. Kleiner Fun Fact am Rande: in Anbetracht des drohenden Brexit weist Banksy in seinem Shop darauf hin, dass eine Bezahlung auch in Euro akzeptiert wird.