Street-Art An diesem Ort sind Graffiti in Düsseldorf legal

Düsseldorf · Marc Hennig kümmert sich mit dem Verein Verbunt um die Graffiti „Hall of Fame“ in Eller. Er meint, die legale Fläche beugt auch illegalem Sprühen vor.

Marc Hennig vom Verein Verbunt e.V. kümmert sich um die „Hall of Fame“ in Eller.

Foto: Judith Michaelis

Wenn man am S-Bahnhof Eller die Treppen vom Bahnsteig Richtung Vennhauser Allee hinabsteigt, kommt man an einen in Düsseldorf einzigartigen Ort. Die Wände unter der sonst so trostlosen Bahnbrücke sind bunt mit Graffiti bemalt. Ein Zustand, den man von vielen Bahnhöfen kennt, aber hier ist es anders. Auf beiden Seiten der vierspurigen Straße befindet sich auf über 3000 Quadratmetern Wandfläche die „Hall of Fame“. Düsseldorfs einzige Freifläche für Graffiti. An die Wände in diesem Bereich darf jeder vollkommen legal malen. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Theoretisch auch um 8 Uhr morgens, der Hauptbetrieb ist aber am Wochenende, erklärt Marc Hennig (47, nicht mit dem Autor verwandt) von Verbunt e.V. Der Jugendkunstverein kümmert sich um die Wände in Eller, aber auch um Müll in den Gebüschen oder fragwürdige Motive. Es gibt klare Regeln, die auf einem Schild erklärt sind. So dürfen keine sexistischen, rassistischen, gewalt- oder drogenverherrlichenden Bilder gemalt werden. Da gäbe es aber fast nie etwas anzumerken, meint Hennig. Besitzansprüche für die gestalteten Flächen gibt es nicht. Die Bilder halten deshalb unterschiedlich lange, manchmal werden sie nach nur einem Tag übermalt, manchmal erst nach einem Jahr.

Auf über 3 000 Quadratmetern Wandfläche darf an der Vennhauser Allee gesprüht werden.

Foto: Joachim Hennig

Der Verein hat zehn Jahre für die Fläche gekämpft

Die Graffiti „Hall of Fame“ in Düsseldorf-Eller
33 Bilder

Graffiti „Hall of Fame“ in Düsseldorf-Eller

33 Bilder
Foto: Joachim Hennig

Der Weg zum legalen Graffiti in Düsseldorf war lang. Fast zehn Jahre hat der Verein für die legale Freifläche Vorschläge an das Kulturamt gegeben, „aber immer wurden die Vorschläge abgelehnt“. Erst 2014 hat die Stadt ihr Einverständnis für die Fläche gegeben. „In anderen Städten ist man da schon viel weiter“, sagt Hennig. „Zum Vergleich: Bochum hat 15 solcher Stellen, Neuss zwei oder drei, auch Hilden hat eine legale Graffiti-Wand.“

Die Graffiti-Freifläche in Eller gibt es seit 2014.

Foto: Joachim Hennig

Hennig sieht die „Hall“ als Erfolgsgeschichte. „Eigentlich freut sich jeder über die Wand. Polizei, Ordnungs- und Straßenamt kommen sogar zu unserem jährlichen Fest und außerdem geht durch die Freifläche illegales Graffiti zurück“, ist sich Hennig sicher. Einmal im Jahr wird die gesamte Fläche einfarbig gestrichen, dann wird sie bei einem Fest von 120 bis 150 Künstlern an einem Wochenende neu bemalt. Verbunt bietet außerdem an jedem zweiten Freitag im Monat Workshops für Sprühanfänger an. Unter professioneller Anleitung können Jugendliche Graffiti lernen. Die Sprühdosen werden vom Verein gestellt. „Vom Akademiker-Spross bis zum Kind aus der Hartz-4-Familie“ nehmen die unterschiedlichsten Jugendlichen teil, die sich sonst nie kennengelernt hätten, erklärt Hennig.

Neben Bildern gibt es auch Schriftzüge.

Foto: Joachim Hennig

Er selber ist in den 80ern mit Graffiti in Kontakt gekommen. „Früher gab es viele Leerstände, alte Firmengelände, die leer standen“, da konnte man sich ausprobieren. Die alte Halle von Teppich Frick in Flingern, wo heute das B8 Center und das Landgericht stehen sei so ein Ort gewesen. „Das hat niemanden interessiert, wenn man da gesprüht hat“. Bis Ende der 90er-Jahre gab es noch viele solcher Orte, seitdem sei viel privatisiert oder zugebaut worden. Legale Flächen gab es nicht. Die Jugendlichen haben illegal gesprüht. „So kommt eins zum anderen“, deshalb seien Freiflächen auch so wichtig. „Besser Farbe irgendwo hinmalen, als schlimmeres anstellen“, meint Hennig.

Der Verein hat klare Regeln für die Wände aufgestellt.

Foto: Joachim Hennig

Verein will mit Jugendlichen Kunst machen

Seit 2005 malt er mit seinem Bruder als „Majo-Brothers“ Auftragsarbeiten. Sie bemalen unter anderem Häuserfassaden. Außerdem hat er 2010 Verbunt mitgegründet. „Wir wollen mit Jugendlichen zwischen 14 und 21 auf der Straße Kunst machen“, erklärt Hennig die Idee hinter dem Verein. Kunst machen, das heißt: Tanzen, Graffiti, Rap oder Siebdruck. Alles „was man einfach unterwegs machen kann“. Mit einem Bus fährt der Verein Orte an, wo sich Jugendliche aufhalten. Zum Beispiel den Lessingplatz oder den Uhlenbergpark. Immer zwei Künstler und ein Betreuer sind mit dem Bus unterwegs. Der bleibt immer eine Woche an einem Ort. Die Angebote sind immer kostenlos. Der Verein ist ein freier Träger, es gibt aber Kooperationen mit dem Kultur- und Jugendamt.