Pro und Contra Soll sich Düsseldorf um ein Casino bewerben?

Düsseldorf · Ist eine Spielbank mit Niveau ein Gewinn für die Stadt oder braucht Düsseldorf kein Casino, weil es dort um Spielsucht geht?

Das Regierungsschlösschen an der Cecilienallee wird immer wieder als Standort für ein Casino ins Gespräch gebracht, was die hier residierende Bezirksregierung gar nicht gut findet.

Foto: nein/Arend

Pro

Fünf Jahre lang haben die Kölner es nicht geschafft, einen Standort für eine Spielbank zu finden. Vielleicht, weil der Kölner Dom dafür ungeeignet ist und es an anderen repräsentativen Möglichkeiten mangelt. Die Idee, dass Düsseldorf die richtige Stadt für eine Spielbank mit internationalem Niveau ist, existiert schon länger. Nachdem die Landesregierung nun die Nase von der behäbigen Vorgehensweise in Köln voll hat, bietet sich erneut die Chance, eine Lizenz zu erhalten. Und mit dem Regierungsschlösschen gibt es auch den geeigneten Platz dafür, wie der SPD-Landtagsabgeordnete Markus Weske meint.

Dass eine Spielbank nichts mit einer billigen Spielhölle zu tun haben muss, wie man sie in Bahnhofsnähe findet, kann jeder nachvollziehen, der einmal das Casino Baden-Baden besucht hat, das Marlene Dietrich einmal das schönste Casino der Welt nannte. Große Schriftsteller wie Dostojewsky oder Tolstoi haben an den Spieltischen im Kurhaus gesessen. Und die Atmosphäre in dem Haus macht spürbar, dass eine Spielbank auch etwas mit Kultur zu tun haben kann.

Nun kann man einem Düsseldorfer Regierungsschlösschen nicht von heute auf morgen den Atem der Geschichte einhauchen. Aber das Gebäude bietet alle Möglichkeiten, um dort ein Casino zu entwickeln, das ein Gewinn für eine Landeshauptstadt sein kann. Ein Ort, wo nicht nur gespielt, sondern auch die Kultur gepflegt wird. Für Kunstausstellungen bietet das Regierungsschlösschen den idealen Rahmen. Für eine Stadt, die durch die Messe viele internationale Gäste hat, ist ein Casino mit  Niveau eine gute Investition.

Ja, und dann ist da neben der Kultur auch noch der schnöde Mammon. Ob am Ende wirklich jedes Jahr zehn Millionen Euro in die Stadtkasse fließen, wie Markus Weske meint, mag dahingestellt sein. Aber einfacher wird die  Stadtkämmerei nicht an Einnahmen kommen. Und davon haben am Ende schließlich alle etwas. Auch die Düsseldorfer Bürger, die um Spieltische einen großen Bogen machen.

Ein Croupier schiebt Jetons über einen Roulette-Tisch.

Foto: picture-alliance/ dpa/Peter Steffen

Contra

„Alles ist relativ“ sagt der Volksmund. Und im Vergleich mit schlechteren Alternativen kann man sich auch die Etablierung eines neuen Spielcasinos schönreden. Ja, eine Spielbank im Regierungsschlösschen ist besser als eine Merkur Spielarena. Nicht so schmuddelig wie Spielhöllen und Wettbüros in Bahnhofsnähe oder -ferne und erst recht besser als die ausufernde Welt der Online-Casinos. Aber deshalb ist ein Spielcasino noch längst nicht eine gute Idee für Düsseldorf.

Zum einen ist es wurscht, wo gezockt wird, denn Glücksspiel bleibt Glücksspiel – und führt ziemlich leicht in die Spielsucht, auch wenn es noch so staatlich lizensiert  ist, da haben die Grünen mit ihrer Kritik recht. Zum anderen zieht der Nostalgiefaktor nicht mehr.  Prestigeträchig oder gar das „kulturelle Profil schärfend“, einer Aussage, zu der sich die vier Landtagsabgeordneten der CDU verstiegen, sind Spielcasinos schon lange nicht mehr. Es geht dort nicht so zu wie in alten James-Bond-Filmen, die Casinos heute haben an Charme verloren, die sympathisch-anrüchigen Feine-Leute-Zockerklischees sind verblasst. Gewiss, es gibt noch die klassischen Spiele wie Roulette, Blackjack oder Baccarra, doch mehr und mehr dominieren auch in vielen Spielbanken die einarmigen Banditen und andere Spielautomaten. Und das alles wird nicht besser, wenn die Casinos in Nordrhein-Westfalen demnächst privatisiert werden, auch wenn die Landesregierung verspricht, dass es auch danach einen größtmöglichen Spielerschutz geben soll.

Besonders peinlich ist der Hinweis von Politikern, so ein Casino sei eine lukrative Sache für die Stadt, weil sie damit Millionen Euro an Steuern kassieren könne. Eine Stadt, die etwas auf sich hält, springt nicht über dieses Stöckchen und pfeift auf eine so zwielichtige Steuerquelle. Es war schlimm genug, dass Stadtspitze und eine große Mehrheit im Rat Düsseldorfs die Arena,mit dem traurigen Namen „Merkur Spielarena“ versehen haben, bloß weil die hinter Merkur stehende Gauselmann-Gruppe mit ein paar Millionen Euro gewunken hat.