Verkehr Empörung über Lieferfahrzeuge von Amazon und Flaschenpost in Düsseldorf-Hamm
Düsseldorf · Baustellen blockieren die Zufahrt zum Hafen. Viele Lieferfahrzeuge nehmen deswegen Abkürzungen. Jetzt hat Amazon reagiert.
„Willst du morgens aus dem Haus – stehst du schon in langen Staus. Es kommt vorbei die Prozession – von Flaschenpost und Amazon“, stand in großen Buchstaben auf einem Wagen der Hammer Schützen beim Fackelzug Ende August. Seit Wochen ist die Verkehrssituation in dem kleinen Stadtteil ein großes Thema. Die Anwohner von Kappeshamm sind empört.
Stein des Anstoßes sind die Lieferfahrzeuge der Logistikunternehmen Amazon und Flaschenpost. Beide haben ihren Düsseldorfer Unternehmenssitz „Auf der Lausward“ im Hafen. Alleine von Amazon fahren täglich 350 Transporter in die Stadt. Fast alle zwischen zehn und zwölf Uhr.
Durch die Baustelle bei Uniper im Hafen war die Franziusstraße über ein Jahr gesperrt. Der Zugang in den Hafen glich dem sprichwörtlichen Nadelöhr. Statt den verengten Weg über die Plockstraße, nutzten viele Verkehrsteilnehmer die Anliegerstraßen „Am Kuhtor“, „Hammer Dorfstraße“ oder „Fährstraße“ durch den kleinen Stadtteil. Unter der Bahnunterführung am Hammer S-Bahnhof geht es über die Anliegerstraße vermeintlich schneller. Doch auch hier stauen sich die Fahrzeuge. Anfang September ist ein Lieferwagen unter der Brücke an der „Kuhstraße“ steckengeblieben. Die Feuerwehr musste den Transporter teilweise absägen.
Bezirksbürgermeister hat sich vor Ort ein Bild gemacht
Nachdem sich Bürger von Hamm über die Situation beschwert hatten, hat sich Marko Siegesmund (SPD), Bezirksbürgermeister Stadtbezirk 3, vor Ort ein Bild von der Sachlage gemacht. „Ich habe in der letzten Woche mit Amazon und dem Amt für Verkehrsmanagement gesprochen“, sagt Siegesmund. Amazon sei sich seiner Verantwortung bewusst. Es habe Mitarbeiteransprachen für die Fahrer gegeben und Sanktionen bei Fehlverhalten seien angekündigt worden. Außerdem stelle das Unternehmen „seit zwei Wochen Mitarbeiter ans Kuhtor, die Fahrer erfasst, die direkt dort durchfahren.“ – Natürlich nur Fahrzeuge, die keine Lieferungen nach Hamm bringen. Diese dürfen die Straßen nutzen.
Amazon ist um Schlichtung bemüht. Das Unternehmen ist von sich aus auf den Förderverein Düsseldorf-Hamm zugegangen und hat Maßnahmen versprochen, die die Situation verbessern sollen. Daniel Leuchten, Vorsitzender des Fördervereins: „Die Situation war nicht mehr hinnehmbar. Zu den Stoßzeiten sind 40–50 Transporter in 30 Minuten durch Hamm gefahren.“
Seitdem die Franziusstraße nicht mehr gesperrt ist hat sich die Situation verbessert. Durch die Baustelle im Hafen war die Franziusstraße über ein Jahr gesperrt. „Wir wollen aber erst einmal abwarten, ob das auch so bleibt“, sagt Leuchten. Denn seit dem 7. September gibt es eine neue Baustelle auf der Holzstraße für eine Fußgängerbrücke bei Uniper. Der Eingang in den Hafen ist bis mindestens November wieder einspurig. „Als Förderverein sind wir zuversichtlich, wir müssen jetzt aber erst einmal abwarten.“
Auch auf Anfrage dieser Zeitung zeigt sich Amazon kooperativ. Man wolle in Düsseldorf ein guter Nachbar sein. „Wir haben schon mit dem Amt für Verkehrsmanagement gesprochen und suchen das Gespräch mit weiteren zuständigen Behörden, um geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Wir sind bereit, gemeinsam an Verbesserungen zu arbeiten.“ Direkte Beschwerden von Anwohnern hätte es bei ihnen nicht gegeben. Amazon hätte aus der Zeitung von den Beschwerden erfahren.
Bei Flaschenpost habe sich auch niemand beschwert, sagt das Unternehmen auf Anfrage. „Wir werden unser Team in Düsseldorf jedoch unverzüglich diesbezüglich sensibilisieren, sodass wir den Anwohnern ausschließlich positiv und durch unseren guten Service auffallen.“ Seit Sommer 2018 ist das Getränke-Start-up aus Münster im Hafen vertreten. Das Unternehmen liefert Getränke an die Haustür. Im Hafen hat der Lieferservice eine 10 000 Quadratmeter große Halle; mit Platz für 100 000 Getränkekisten.
Die Anliegerstraßen werden aber nicht ausschließlich von Lieferwagen genutzt. Siegesmund betont, dass auch viele Privatwagen durch das Kuhtor fahren. „Nur ein Bruchteil der Wagen sind von Amazon und Flaschenpost, aber deren Wagen fallen halt auf.“ Der Polizei ist das Thema mit den Schleichwegen bewusst. Schwerpunktkontrollen wird es aber nicht geben, kündigte Pressesprecher Kim Freigang an. Das wäre schon allein personell nicht möglich. Der Polizei sei aber auch nicht bekannt, dass dieses Problem tagtäglich vorkomme. Grundsätzlich sei es aber ein Verkehrslenkungsproblem, für das die Polizei nicht zuständig ist. Freigang: „Wir können nur die Symptome behandeln, nicht die Ursachen.“ Die Stadt und die Unternehmen müssen sich um die Problematik kümmern. Mehr als Verwarngelder lägen nicht im Handlungsspielraum der Polizei.