Kunst Bundeskunsthalle zeigt archäologische Schätze aus dem Iran

Bonner Museum präsentiert 400 antike Kostbarkeiten mit dem Titel „Frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste“.

Foto: (c) Nationalmuseum Teheran/ Bundeskunsthalle/ Tehrani, Fakhoorzadeh

Bonn. Wohltuend still und ohne Politprominenz wurde am Mittwoch eine bahnbrechende Iran-Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn eröffnet. Sie zeigt nicht die Schätze des hierzulande wie ein Märchenprinz verherrlichten Schahs von Persien, sondern die frühen Kulturen eines Volkes, das sich zwischen schneebedeckten Vulkankegeln und dem heißesten Punkt der Erde in der Wüste Lut einrichtete. Die Schau ist atemberaubend.

Foto: (c) Nationalmuseum Teheran/ Bundeskunsthalle/ Tehrani, Fakhoorzadeh

Sie verdankt sich der kulturellen Diplomatie des souverän agierenden Bonner Intendanten Rein Wolfs. Die Kuratorin Barbara Helwing spricht gar von „alten Freunden“ zwischen Deutschland und der Islamischen Republik. So kamen 400 Kostbarkeiten für einen Parcours über 8000 Jahre Kultur und Archäologie nach Bonn, zusammengestellt von der Bundeskunsthalle in Kooperation mit dem Nationalmuseum in Teheran und dem Iranischen Kulturellen Erbe.

Foto: (c) Nationalmuseum Teheran/ Bundeskunsthalle/ Tehrani, Fakhoorzadeh

Iran besitzt 21 Stätte des Weltkulturerbes. Zwei von ihnen beziehen sich auf neueste Entdeckungen von 2001 und 2007, als die Polizei diversen Grabplünderern auf die Schliche kam. Die „Verbrannte Stadt Schahr-e-Suchten“ im Osten des Landes steht erst seit 2014 in der Liste des Weltkulturerbes. Das so genannte „Prinzessinnen-Grab“ ist eine weitere Sensation.

In der Abgeschiedenheit der Gebirgstäler wurden besondere Materialien kultiviert, darunter vulkanisches Glas, Steine aus Chloriten und Alabaster, aus Bitumen mit Sanden und nicht zuletzt aus Gold und Silber. Was die Iraner aus Speckstein alles schufen, ist beispielhaft.

Die Schau macht Schluss mit den Thesen des Schahs von Persien von der Eroberungskraft der Arier, deren überlegene geistige Kultur und aufgeklärte Religion den dahinsiechenden Orient befreit hätte. Sie konzentriert sich auf die Vorgänger-Staaten, wofür etwa Susa schon in proto-elamischer Zeit steht. Elam, einst Königreich, hat eine uralte Hochkultur, die seit Jahrtausenden auf Augenhöhe mit ihren mesopotamischen Nachbarn steht.

Im Verlauf des 2. Jahrtausends vor Christus gaben die Bewohner von Susa den Verstorbenen lebensecht stilisierte Totenporträts mit Bart und Haarbändern auf den Weg ins Jenseits. Totenmasken gleichsam.

Gleich im ersten Raum begrüßt die neolithische, etwa 9000 (!) Jahre alte Keramik einer Frau mit dicken Schenkeln, kolossalen Brüsten und langem Hals, aber kaum ausgeprägtem Kopf, Sinnbild einer Fruchtbarkeitsgöttin. Unweit davon kann man eine sehr abstrakte menschliche Figur aus Knochen bewundern.

Aus dem Fundort Dschiroft stammt eine Pinocchio-Figur mit langer Nase, 4000 Jahre vor der Commedia dell’Arte. Das Spielbrett in Form eines stilisierten Greifvogels aus Speckstein erinnert an Ewald Mataré, aber es ist 4500 Jahre früher entstanden. Perfekt gestaffelt sind die Palmblätter, wobei die Darstellung von Naturteilen bruchlos in eine modern wirkende Abstraktion übergeht. Immer wieder dazwischen finden sich Darstellungen von Helden zwischen wilden Tieren mit großen, eingelegten Augen, vor allem fantastisch sich windende Schlangen.

Manche bemalte Keramik aus der „Verbrannten Stadt“ erinnert in den Darstellungen von Fischen oder fast schon tänzelnden Tieren auf den Gefäßen an Joseph Beuys oder Harald Naegeli, allerdings aus der Bronzezeit. Wie ein Paukenschlag zum Abgesang wirken die goldenen Köpfe von Greifen und Löwen aus dem ersten Jahrtausend vor Christus.