Cindy Shermans Retrospektive in New York
New York (dpa) - Die Frau mit den vielen Gesichtern beehrt das MoMA: Eine Retrospektive der US-Konzeptkünstlerin Cindy Sherman (58) ist am Sonntag im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) eröffnet worden.
Gezeigt werden bis zum 11. Juni mehr als 170 Fotografien von Shermans Karriere-Anfängen in den 1970er Jahren bis heute. Sherman zählt zu den wichtigsten Vertreterinnen inszenierter Fotografie. Für ihre Bilder setzt sich die New Yorker Künstlerin gerne mit aufwendigen Kostümen, Make-up oder Requisiten und vor allem mit Mut zur Hässlichkeit in Szene.
Im MoMA ist Sherman unter anderem als Milchmädchen, Aristokratin, Frisörin oder Model zu sehen. Mit dabei ist auch die gefeierte „Untitled Film Stills“-Serie (1977-80), in der die Künstlerin - inspiriert vom Film-Noir und dem Hollywood der 50er und 60er Jahre - in Schwarzweiß stereotype Frauenrollen jener Zeit für die Kamera inszeniert.
Fragen weiblichen Rollenverständnisses, von Identität, Gewalt und Sexualität stehen im Mittelpunkt von Shermans Selbstporträts. Dabei pocht die Künstlerin darauf, nicht mit ihren Bildern eins zu sein, sondern lediglich die Darstellung, den Ausdruck zu suchen. „Keine dieser Figuren bin ich. Sie sind alles andere als ich. Wenn mir etwas zu ähnlich wird, dann wird es abgelehnt“, sagte Sherman vor kurzem in einem Interview mit der „New York Times“.
Thematisch deckt Sherman die unterschiedlichsten Bereiche wie Kino, Kunst, Fiktion, Karneval, Märchen, Gender-Rollen oder Klassenkampf ab und macht auch vor Horror und Groteskem nicht Halt. Gegen Hässlichkeit habe sie nichts einzuwenden. „Ich wollte immer anders sein als die anderen Mädchen, die Prinzessinnen oder Feen oder hübsche Hexen sein wollten. Ich war dann immer die hässliche Hexe oder das Monster“, so Sherman gegenüber der „Times“.