Claes Oldenburg: Der letzte Meister der Pop-Art
Der in Schweden geborene Claes Oldenburg wird am Dienstag 85.
New York. Claes Oldenburg hat hohe Ansprüche an Kunst — und findet dafür deutliche Worte: „Ich bin für eine Kunst, die politisch-erotisch-mystisch ist, die etwas anderes tut, als in einem Museum auf ihrem Arsch zu sitzen“, erklärte er bereits Anfang der 1960er Jahre in einer Art Manifest. Um in geschlossenen Gebäuden auf irgendwelchen Körperteilen zu sitzen, ist die Kunst des in Schweden geborenen Amerikaners auch viel zu groß. Oldenburgs Arbeiten sind originell, witzig, haben aber immer einen tieferen Sinn. Am Dienstag wird er, mit Jasper Johns der letzte große Künstler der Pop-Art, 85.
Oldenburg wurde in Stockholm geboren, kam aber mit sieben mit seiner Familie in die USA. Nicht mittellos, sondern als Sohn des schwedischen Generalkonsuls in Chicago. Dort wuchs er auf, dort verliebte er sich in das Land, die Menschen und deren Lebensstil. Nach dem Studium an der Yale-Universität lernte er noch einmal Kunst in Chicago. Dort verkaufte er Anfang der 50er Jahre auch seine erste Kunst: Fünf Werke für 25 Dollar. Zusammen!
Doch Oldenburg kam gerade recht nach New York zum Aufbruch. Ende der Fünfziger waren neue Ideen, neue Künstler, neue Kunst gefragt. Ein „Und das soll Kunst sein?“ gab es nicht mehr, solange die Werke nur kreativ und anders waren. Leute wie Jackson Pollock hatten den Weg bereitet, und die Jungen schickten sich an, darauf zu gehen. Andrej Warhola etwa, der als Andy Warhol zum König der neuen Kunst namens Pop-Art wurde. Roy Lichtenstein und eben Claes Oldenburg.
Der wichtigste Anspruch an die neue Kunst: anders! Johns malte seine Flaggen, Warhol große Colaflaschen und Lichtenstein riesige Comics. Bei Oldenburg war alles noch ein bisschen größer. Mit einem sieben Meter hohen Lippenstift auf einer Panzerkette zog er gegen den Krieg zu Felde. Ein gewaltiger zerfetzter Bleistift für die Universität von El Salvador war 1977 Symbol für das Überleben des Geistes trotz brutaler politischer Unterdrückung. Und in San Francisco, in Sachen gleichgeschlechtlicher Liebe besonders liberal, rammte er einen 20 Meter hohen Amorpfeil samt Bogen in den Boden.