Das Folkwang Museum zeigt Flagge

2010 ist Essen Kulturhauptstadt. Dann prunkt das neue Museum mit Impressionisten.

<strong>Essen. Im Jahr 2010 werden sich die Augen auf Essen als Zentrum der Revierkulturhauptstadt richtten. Zumal dort dann nicht nur das umfassend umgebaute und mit neuester Museumstechnik ausgestattete Museum Folkwang neu eröffnet. Und es, erbaut nach den Entwürfen des Briten David Chipperfield, eine Augenweide sein dürfte. Chipperfield stellt am Samstag in Berlin die ebenfalls von ihm entworfene Privatgalerie des Sammlers Heiner Bastian der Öffentlichkeit vor. Er zeichnet überdies für die Gestaltung des Eingangsgebäudes der Berliner Museumsinsel und das Neue Museum verantwortlich. Aber es wird noch mehr Gründe zum Staunen geben. Es handelt sich um zwei enorm ambitionierte Ausstellungen, für die nicht Mühen noch Geld gespart werden. "Wir sind die Fragen nach Geld inzwischen gewöhnt", sagt Achim Middelschulte, der Kulturbeauftragte des Energieriesen Eon Ruhrgas, der seit 1987 zwölf Kulturprojekte mitfinanziert hat. Von einer siebenstelligen Summe könne man diesmal ausgehen. Gewiss, wenn man etwa mit 63 Museen um Ausleihen von Impressionisten verhandelt, muss der Rubel rollen.

Wie die Künstler das Pariser Treiben sahen

Vor diesem Verhandlungsmarathon steht Francoise Cachet, die Gründungsdirektorin des Musée d’Orsay, die 1994 bis 2001 auch Generaldirektorin der französischen Nationalmuseen war. Hartwig Fischer, Direktor des Museums Folkwang, hat sie gebeten, eine Ausstellung zu kuratieren, die die Sicht der Impressionisten auf Paris als Metropole des 20. Jahrhunderts zeigt (2. Oktober 2010-30. Januar 2011). Der bis jetzt geplante Ausstellungs-Parcours umfasst Boulevards, Cafés, Theater, Geschäfte, Sportstätten, Quais, Banlieus als Orte der Arbeit sowie das Nachtleben als Themen.

Gezeigt werden voraussichtlich Gemälde von Edouard Manet, Claude Monet, Edgar Degas, Auguste Renoir, Camille Pissarro und Paul Signac, aber auch Caillebotte, die dann konfrontiert werden mit Fotografien aus jenen Jahren, welche die Anschauung um "den anderen Blick" erweitere, so Fischer. Cachet gilt als Spezialistin des Impressionismus.

Doch davor noch wird die Sammlung des Hauses rekonstruiert. Ab 1922 entwickelte sie der damalige Direktor Ernst Gosebruch zur modernsten der Welt, in der alle renommierten zeitgenössischen Künstler mit Skulpturen und Gemälden vertreten waren, Matisse, de Chirico, Gauguin, Kirchner, Beckmann, Kokoschka, Munch, Chagall. Manche arbeiteten für das Haus.

Uwe M. Schneede, früher Stuttgarter, dann Hamburger Museumsdirektor und ein herausragender Fachmann, kuratiert diese Schau, die Verlorenes herbeizitieren, Vergangenes vergegenständlichen soll. Schneede hat in alten Schriften geforscht und herausgefunden, dass der Museumsgründer, der Hagener Kunsthistoriker Karl-Ernst Osthaus, nicht nur Gemälde, sondern auch Skulpturen, Masken, Truhen, Statuetten aus China, Japan, Java, Afrika und Ozeanien sammelte. Auch ihr Verbleiben soll geklärt und sie in die Schau integriert werden.

Gründung Der Hagener Industriellensohn und studierte Kunsthistoriker Karl Ernst Osthaus (1874-1921) gründet am 9. Juli 1902 das Museum Folkwang mit Werken u.a. von Rodin, Lehmbruck, Renoir, Courbezt, van Gogh, Cézanne und Gauguin. Nach seinem frühen Tod verkaufen die Erben das Haus nach Essen.

Umsiedlung Das Kohlensyndikat ist der Stadt beim Erwerb finanziell behilflich. 1922 wird das Museum Folkwang in Essen eröffnet, im Krieg schwer beschädigt und 1960 wieder eröffnet.