Dc Düsseldorf Contemporary: Hier ist die Kunst glücklich
Premiere für die dc Düsseldorf Contemporary: Sie ist ein glanzvolles Pendant zu Köln.
<strong>Düsseldorf. Frech und frisch wirkt die dc Düsseldorf Contemporary, die neue Kunstmesse, die gestern in der Halle 8 gegenüber der LTU-Arena am Rhein ihre Tore öffnete. Sie nimmt endlich den Wettstreit mit Köln auf und sucht sich geschickt ihre Lücken. Es ist keine Messe für die Kunst über dem Sofa, dazu sind die Werke viel zu unkonventionell. Es ist keine "Ware", mit der es die Händler auf den schönen Schmuck für die gute Stube abgesehen haben - bei dieser Kunst darf auch gedacht werden. Kein Kunstwerk ist älteren Datums als 1980, aber zugleich geht es nicht um eine bloße Jugendmesse. Wer von der hochkarätigen Jury eingeladen wurde und nicht etwa sich selbst ins Spiel gebracht hat, besitzt Mut fürs Risiko.
Wo der Kaktus aus Bierbüchsen und die Palme aus Papier ist
In der Regel machen Programm-Galerien mit. Sie schielen (noch) nicht aufs große Geld, Bilder von namhaften Leuten würden ihnen mehr Geld aufs Konto einspielen. Dennoch: Hier darf gelacht, gemeckert und persifliert werden. Hier kann man frisch geschnitzte Mikros aus Holz erwerben, für 46 000 Euro, und wird damit keinen einzigen Ton erzeugen können. Es wachsen Bierbüchsen zu einem Kaktusbaum, ohne dass sie von einem Bierproduzenten gesponsert sind. Wer will, kann schwarze Palmen wie Galgenvögel von der Decke baumeln lassen und sich dabei an das Immergrün aus Büros erinnert fühlen.Gleich im Eingang bittet Glen Rubsamen (Cosar, Düsseldorf) zu einem melancholischen Tete à tete, um bei genauerem Hinsehen eben nicht Caspar David Friedrich zu wiederholen, sondern mit Malerei und Fotografie gekonnt zu spielen (17 000 Euro). Wie ein Tagebuch kommt die Kunst der Anne-Lise Coste (bei Reinhard Hauff) daher. Die junge Frau gehört inzwischen zu den 50 wichtigsten Schweizer Künstlern und wird gerade in der Tate Modern präsentiert. In Düsseldorf ist sie für 700 Euro pro Blatt zu haben.Marlene im militärischen Look neben dem brennenden Quixote
Die Galeristen sehen sich in edlem Wettstreit, wobei auch grenzüberschreitende Kojen-Gemeinschaften zwischen Frankreich und Polen möglich sind. Zuweilen erstickt das Lachen im Hals, wenn auf einem flott gemalten Bild der Britin Dawn Mellor (team Galerie) Marlene Dietrich als Pop-Ikone im militärischen Kostüm auftaucht und neben ihr ein Don Quixote auf seinem Gaul gerade in Flammen aufgeht (13 250 US-Dollar). Da tänzelt ein "Fließender Berg" aus farbiger Wolle wie ein Reifrock durch den Raum (Vidya Gastaldon bei Pollazon), wird ein mumifizierter Hund unter einer Glasvitrine gehütet, der mit einer mumifizierten Ratte in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist (Elizabeth Price bei Mot). Eine der schönsten Kojen stammt von der Düsseldorfer Konrad-Fischer-Galerie. Sie präsentiert den Engländer Jim Lambie und bittet jedermann, die Kunst der glänzenden, konstruktiven Boden-Folien zu betreten. Obenauf drehen sich alte Tischplatten wie die Drehteller eines DJ. Lambies herrlicher Fußboden kostet 60 000 Euro und lässt sich für jeden Raum neu bemessen."Wir sind alle sehr glücklich, dass wir hier sind und nicht in Köln. Hier herrschen Frische und Tiefgang." Galeristin Helga Conrads spricht vielen aus der Seele.Kommentar: Nichts wie hin!
Von Sophia Willems |
dc Düsseldorf
Standort Die dc Düsseldorf Contemporary findet in Halle 8 der Messe Düsseldorf, Messeplatz, statt. Endhaltestelle der U 78.
Öffnungszeiten Bis 22. 4., do + fr 13 - 21, sa bis 24 Uhr (Nacht der Museen), So 11 - 19 Uhr.
Eintritt 15/ 9 Euro, Jugendliche unter 16 Jahren fre.