DDR-Beatles, Rocky und Co.

In Bonn sind 800 Exponate über die „Jugend in Deutschland“ zu sehen.

Bonn. „Wie Du wieder rumläufst!“ „Was soll bloß aus Dir werden?“ „Das hat ein Nachspiel!“ Das sind nur einige scheinbar zeitlose Elternsprüche, die Jugendliche hören müssen. Von dort schallt es dann zurück: „Ihr seid peinlich.“ Die giftigen Töne beider Konfliktparteien empfangen den Besucher gleich zu Beginn einer Sonderausstellung zur schwierigen Jugendzeit im Haus der Geschichte in Bonn. In der bunten Schau mit dem Titel „Mit 17. . . Jung sein in Deutschland“ wird die ganz eigene Welt Jugendlicher, die sich spätestens mit der Pubertät erschließt, facettenreich gezeigt: Die Idole reichen von Che Guevara bis zu „Rocky“ (Sylvester Stallone), die Freizeitgestaltung vom Skaten bis zum Musizieren, das Styling vom Piercing bis zur besonderen Unterhosenmarke.

Und auch mit Klischees ist die Jugend nicht zu packen. Was ist sie heute? Faul? Angepasst? Eine „Generation Doof?“ oder eine „Generation Facebook?“ Sind sie „Provos“ oder „Stinos“ (Stinknormale)? Alles stimmt, aber höchstens teilweise.

Dabei macht die Jugend meist nur vor, was später „Mainstream“ wird, sagt der Präsident der Stiftung Haus der Geschichte, Hans Walter Hütter. „Jugendliche sind Vorreiter für das, was später gesellschaftlich zum Allgemeingut wird.“

In der Schau gezeigt werden mit Fotos, Film- und Tondokumenten Entwicklungen und Trends seit dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Rund 800 Exponate stehen exemplarisch für Einstellungen und Moden. Die Themen reichen von eigenen Idealen und Träumen, über Sexualität, Rebellion und Religion bis hin zur Ausbildung. Da hängt die abgewetzte Lederjacke eines Rudi Dutschke. Wie ein Gegenstück wirkt ein gelbes Minikleidchen — das „Nichts“ stammt von Uschi Nerke, damals als Moderatorin des legendären und 1965 erstmals ausgestrahlten „Beat-Clubs“ stilprägend.

Vor allem der frühen Sexualität wird viel Platz eingeräumt. Original-Briefe an „Dr. Sommer“, den Aufklärungsberater der Jugendzeitschrift „Bravo“, zeugen von prüden Zeiten. Aus dem Kondom-Automaten „Herzenslust“ können Besucher für 50 Cent eine Packung Präservative mit Ausstellungslogo ziehen.

Die Ausstellung zeigt es: Peggy Marchs Hit von 1965 — „Mit 17 hat man noch Träume“ — Er stimmt immer noch. Nur scheint sich dieser Lebensansporn immer mehr nach hinten zu verlagern. Inzwischen ist „ewige Jugend“ ein Ziel, die Alten surfen im Internet und trimmen sich fit, auch schon mal mit knallfarbenem Stirnband, das sie einst bei ihren Kindern gar nicht stilvoll fanden. Da könnten die Kinder doch den Spieß umdrehen und sagen: „Wie Du wieder rumläufst!“