Deutscher Sammler beschenkt Paris

Der Kölner Galerist Michael Werner hält nicht viel vom deutschen Museumsbetrieb.

Paris. Die französische Zeitung „Le Monde“ ist eine journalistische Instanz, die Präsidenten abkanzelt und Schicksalsfragen der Welt erörtert. Glühende Danksagungen finden sich auf ihrer ersten Seite selten, noch seltener solche an Deutsche. Doch nun passierte das Ungewöhnliche: „Chapeau bas, Herr Werner!“ — „Hut ab, Herr Werner!“

Gemeint ist Michael Werner, einer der führenden deutschen Galeristen mit Standbeinen in Köln, Berlin, New York und demnächst London — eine schillernde Größe auf dem internationalen Kunstmarkt.

127 Werke aus seinem umfangreichen Privatbesitz hat der Deutsche gerade dem „Musée d’Art Moderne“ (MAM) der Stadt Paris vermacht. Eine spektakuläre Schenkung von Gemälden und Plastiken, die selbst in der verwöhnten Kunstmetropole für Furore sorgt.

Der Wert dieser Werke ist schwer zu ermitteln. Werner sagt dazu nichts, aber mit hohen Millionenbeträgen liegt man sicher richtig. Eine Art Lottogewinn ist die Schenkung schon aus kunsthistorischer Sicht, schließlich vereint sie die Stars der deutschen Nachkriegskunst: Zwölf Immendorffs sind dabei, 32 Werke von Markus Lüpertz und 37 von A. R. Penck. Dazu gesellen sich Arbeiten von Per Kirkeby und Wilhelm Lehmbruck, Otto Freundlich und Antonius Höckelmann, André Derain und Robert Filliou.

„Ich bewundere Paris, es ist eine der schönsten Städte der Welt“, sagt Michael Werner (73) dieser Zeitung. Mit der Stadt verbindet der Kunsthändler tiefe, ja sentimentale Erinnerungen. „Jedes Mal, wenn ich mich in eine Frau verliebte, schleppte ich sie nach Paris“, sagt der gebürtige Berliner, der seine Jugend in Mülheim an der Ruhr verbrachte.

Mit Fabrice Hergott, den Leiter des „MAM“, verbindet Michael Werner eine langjährige Freundschaft, die so weit reicht, dass der Museumschef fast freie Hand hatte bei der Zusammenstellung seiner Wunschliste. Im Gegenzug widmet das Museum dem Deutschen bis zum 3. März 2013 eine opulente Ausstellung mit dem Titel „Die Kollektion Michael Werner“ — zu sehen sind 900 Exponate in 20 Sälen.

Werners leidenschaftliches „Oui“ zu Paris ist zugleich ein zischendes „Nein“ gegenüber seinem Heimatland. Oft genug hat sich der umtriebige Händler am deutschen Museumsbetrieb und seinen Direktoren gerieben. Dieses Mal bleibt er moderat: „Der deutsche Museumsbetrieb macht mir halt nicht viel Freude.“

So klagt der einflussreiche Sammler darüber, dass er ausländische Freunde deutscher Nachkriegskunst stets vertrösten müsse: „Leider haben wir dafür keinen zentralen Ort, wo ich sie hinführen könnte. Es gibt keine Nationalgalerie, wie anständige Nationen sie haben.“