documenta stört sich an Balkenhol-Skulptur
Kassel (dpa) - Einen Monat vor Beginn der Kunstausstellung documenta ist in Kassel ein Streit über eine Balkenhol-Skulptur auf einem Kirchturm entbrannt. Vertreter der documenta kritisierten am Mittwoch die katholische Kirche scharf, weil auf dem Turm der Sankt-Elisabeth-Kirche eine menschliche Figur des Bildhauers Stephan Balkenhol installiert wurde.
„Es stört erheblich. Die künstlerische Leiterin fühlt sich von dieser Figur bedroht, die mit der documenta (13) nichts zu tun hat“, sagte documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld am Mittwoch. Die Kirche hatte im Rahmen einer Balkenhol- Ausstellung auf dem Kirchturm am zentralen Friedrichsplatz eine menschliche Figur mit ausgebreiteten Armen installiert.
Die documenta ist die bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst. Sie beginnt am 9. Juni und dauert 100 Tage. Künstlerische Leiterin ist die US-Amerikanerin Carolyn Christov-Bakargiev. Der documenta-Geschäftsführer sagte, die Figur sei „ein Eingriff in die Freiheit der documenta“. Er fordere Respekt für die Weltkunstausstellung, könne aber nicht vorschreiben, dass die Figur entfernt werde.
Der Projektleiter der Balkenhol-Ausstellung, Christoph Baumanns, betonte, es sei keine Option, die Ausstellung zu verschieben oder das Kunstwerk abzubauen. Diese Forderung sei engstirnig. Er trete aber gern mit der documenta in einen Dialog über die Wirkung der Kunst. Leifeld erklärte, es habe bereits 2011 Gespräche über die Ausstellungen der Kirche gegeben, in denen er gefordert habe, die Kirche solle auf zeitgenössische Kunst verzichten. „Die evangelische Kirche hat das verstanden.“
Die documenta-Besucher sollten wissen, „was documenta-Kunst ist und was nicht“, betonte Leifeld. Die Figur beeinflusse die Ausstellung. „Die künstlerische Leiterin weiß, dass diese Art von Kunst für diese documenta nicht adäquat ist.“
Der Künstler selbst wurde in der „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen“ (HNA) mit den Worten zitiert, er schließe es aus, die Figur wieder zu entfernen. „Die Skulptur ist so in den Turm integriert, dass sie Teil der Architektur ist“, sagte er dem Blatt. Das Kunstwerk wirkt von unten lebensecht, einige Kasseler hatten bereits Feuerwehr und Polizei wegen eines „Lebensmüden“ auf dem Kirchturm alarmiert.
Das Bistum Fulda und die Katholische Kirche Kassel nutzen die documenta nach 2002 und 2007 bereits zum dritten Mal, um nach eigenen Angaben „Werke der Gegenwartskunst im kirchlichen Zusammenhang zu präsentieren und darüber in den Dialog zu treten“. Leifeld kritisierte, dass schon früher eine „Respektlosigkeit“ vorhanden gewesen sei.