Dresdner Museumschef Roth geht nach London
Dresden/London (dpa) - Aus Sachsen zum britischen Topmuseum: Der Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Martin Roth, wechselt nach London. Der 56-Jährige wird vom 1. September an Direktor des Victoria and Albert Museum.
Das teilte das Museum mit. Damit bestätigte sich ein Bericht der „Sächsischen Zeitung“ in Dresden. Roth ist der erste Deutsche, der als Chef der weltweit größten Sammlung für Kunstgewerbe und Design ein britisches Topmuseum leiten wird. Der promovierte Kulturwissenschaftler ist verheiratet, seine Familie lebt in Berlin.
Roth übernehme die Position von Sir Mark Jones, der im Juni an ein College in Oxford wechselt, hieß es. Er fühle sich geehrt und freue sich darauf, die erfolgreiche Arbeit von Jones fortzusetzen, sagte Roth laut Mitteilung. Der britische Kulturminister Ed Vaizey begrüßte die Berufung des deutschen Kulturwissenschaftlers. Er vertraue darauf, dass Roth seinen Erfahrungsreichtum, sein Wissen und sein Engagement für die internationale Kunst dem britischen Nationalmuseum für Kunst und Design zur Verfügung stelle. Der Chef des Board of V&A Trustees, Paul Ruddock, lobte Roths Führungsqualitäten, der komplexe Kunstausstellungen managen und seine Erfahrungen in der Museumsarbeit sowie mit Kulturorganisationen in der ganzen Welt einbringen könne.
„Mit dem bevorstehenden Wechsel endet eine Ära bei den SKD, die Professor Roth mit seiner Persönlichkeit und seinem Leitungsstil maßgeblich geprägt hat“, sagte Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) der Nachrichtenagentur dpa. Ihm und seinem Team sei es gelungen, dem wiederaufgebauten Residenzschloss ein unverwechselbares und für Dresden ebenso wie für Touristen attraktives Gesicht als Museum zu geben. „Die SKD wirken identitätsstiftend bei den Sachsen und sind eine tragende Säule des Tourismus in Dresden und Sachsen.“ Roth selbst war bisher nicht erreichbar. Er sei auf Dienstreise in Kanada, sagte eine Sprecherin der Generaldirektion.
Nach Angaben von Kunstministeriumssprecher Karltheodor Huttner müsste er die Entlassung aus dem noch drei Jahre laufenden Vertrag als Beamter des Freistaates beantragen. Dann könnte die Stelle des SKD-Generaldirektors ausgeschrieben werden. „Es besteht aber keine Eile“, sagte Huttner. Es gebe ein funktionierendes Direktorenteam, um in aller Ruhe einen geeigneten und der Weiterentwicklung der SKD förderlichen Nachfolger zu finden.
Roth hatte die Generaldirektion 2001 übernommen. Unter der Führung des gebürtigen Stuttgarters wurde der Verbund aus zwölf Museen grundlegend umstrukturiert. Neben dem Erhalt und modernster Präsentation der historischen Bestände trieb er den Ausbau im Bereich zeitgenössischer Kunst und die wissenschaftliche Arbeit voran. Dabei forcierte er nationale und internationale Kooperationen.
Der frühere Chef des Deutschen Museumsbundes mit Lehrauftrag für Kulturpolitik und Kulturmanagement an der TU Dresden war aber nicht unumstritten. Erst kürzlich geriet Roth im Zuge der deutschen Ausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ in Peking und der Verhaftung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei wegen umstrittener Äußerungen in die Kritik.