"Floating Piers" Made in Germany: Der Stoff aus dem Christos Träume sind

Greven. Für ein Projekt des Verpackungskünstlers Christo laufen im münsterländischen Greven die Webmaschinen rund um die Uhr: Dort produziert das Textilunternehmen Setex 90.000 Quadratmeter Stoffbahnen in leuchtendem Gelb, aus denen die Installation „Floating Piers“ entstehen soll.

Christo in seinem Atelier in New York vor einem Bild, das sein jüngstes Projekt "Floating Piers" zeigt.

Foto: Chris Melzer

Die erste Tranche des Stoffes wurde im Oktober geliefert. Jetzt, im Januar, soll die zweite Tranche fertig werden.

Die Bahnen sollen im Juni 2016 auf dem Iseo-See in Norditalien einen begehbaren Steg zwischen zwei Inseln und dem Festland bilden. Die schwimmenden Stege sind 16 Meter breit und rund drei Kilometer lang. 20.000 Kanister werden das Polyester Gewebe tragen.

Das Material muss einiges aushalten. Da der Stoff Wind und Wetter ausgesetzt ist, muss er farbecht, wasserfest und schmutzabweisend sein. Nach einigen Versuchen erfüllte Setex die Ansprüche von Christo. Die Firma bekam den Zuschlag für den Millionenauftrag, berichtete der Geschäftsführer Klaus Struffert stolz.

An dem Kunstprojekt sind aber noch andere deutsche Firmen beteiligt. Gesponnen wird das Polyamidgarn in Wuppertal von PHP Fibres, einer Tochter der thailändischen Indirama Ventures. Die gelbe Farbe kommt vom Textilveredler der Gbr. Wylach, ebenfalls in Wuppertal ansässig. Es gehe bei den Farben um Nuancen, sagte der Chef des Familienunternehmens, Marc Wylach, der süddeutschen Zeitung. Dahlien-Gelb will es Christo diesmal haben. Der Künstler ist bis ins Detail anspruchsvoll.

Der Großauftrag von Christo ist nicht nur lukrativ, sondern bringt auch gutes Renommee für die Firma Setex ein. Bereits der Stoff, mit dem Christo 1995 den Reichstag einhüllte, stammte von der Firma Schilgen aus Emsdetten, die 2013 in Setex aufging. Das Unternehmen stellt sonst Bettwäsche her, färbt und beschichtet Hosenstoffe und webt technische Stoffe wie Vorhänge für Theater, die aus speziellem flammenhemmenden Material sein müssen.

Nur 16 Tage werden die "Floating Piers" Kunstfreunde aus aller Welt anlocken. Danach wird der Stoff recycelt. Auch das macht eine Firma aus Deutschland. Hightech made in Germany vom Anfang bis zum Ende, um Künstlerträume wahr werden zu lassen. Da darf man zu recht stolz sein. (red)