Musik im Mobile: Ein anderer Blick auf Calders Werk

Düsseldorf (dpa) - Der sinnlichen Faszination eines Mobiles kann sich ein Betrachter kaum entziehen. Minutenlang kann man die nur vom Lufthauch bewegten Gebilde betrachten. Das hat schon fast etwas Meditatives.

Dass es das Mobile in der Kunst zu Weltruhm gebracht hat, ist dem US-Künstler Alexander Calder (1898-1976) zu verdanken.

Calders populäre filigrane Konstruktionen aus Draht und geometrisch geformten Metallscheiben sind vom 7. September bis zum 12. Januar 2014 in einer umfangreichen Ausstellung der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf zu besichtigen. Ein Steg führt den Besucher durch die riesige Klee-Halle auf Augenhöhe mit den zumeist von Luft bewegten und perfekt ausbalancierten Kunstobjekten, die heute Millionen wert sind.

Rund 70 Objekte vor allem aus den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts hat die Kunstsammlung von der Calder Foundation und aus Museen weltweit als Leihgaben bekommen. Nicht nur Mobiles, auch frühe Drahtporträts sowie hölzerne surrealistische Figuren und auch einige der nach 1945 entstandenen tonnenschweren meterhohen „Stabiles“ aus Stahl sind in zwei Sälen zu besichtigen.

Einzelne Gemälde von Piet Mondrian, Joan Miró oder Hans Arp aus dem Bestand der Kunstsammlung dokumentieren, wie stark der Bezug von Calders Werk zu seinen Künstlerfreunden der Avantgarde war. Vor allem Mondrian: Als Calder 1930 das Pariser Atelier des niederländischen Malers der schwarzen Raster mit den blauen, gelben und roten Rechtecken besuchte, war er so beeindruckt, dass er umgehend damit begann, ebenfalls abstrakt zu malen.

Vergangenes Jahr war in Den Haag für eine Calder-Ausstellung das Atelier Mondrians sogar nachgebaut worden. „Wie schön, wenn sich alles drehen würde“, hatte sich Calder nach seinem Mondrian-„Schock“ gesagt und angefangen, grazile Mobiles mit geometrischen Formen zu bauen.

Mit diesen an im Universum kreisende Planeten erinnernden Konstrukten in den typischen Mondrian-Farben löste Calder eine mobile Revolution in der Bildhauerei aus. Er setzte Kurbeln, Hebel und später Motoren ein, mit denen man seine Konstruktionen in Gang setzen konnte. In Filmen wird dabei der enge Kontakt in der Pariser Künstlerszene deutlich. Man Ray, Marcel Duchamp - beide waren Freunde Calders und experimentierten ebenfalls mit der kinetischen Kunst.

Der gelernte Ingenieur Calder, der in jungen Jahren mit seinem Koffer-Zirkus mit Miniatur-Akrobaten, Tieren und Löwenbändigern seine Künstlerfreunde erfreute, war dabei wohl auch immer von einem spielerischen Impuls geleitet. In seinen Skulpturen meint man, Giraffen, Seehunde oder Vögel zu erkennen.

Manchmal reicht ein leichtes Anstupsen - natürlich darf das der Ausstellungsbesucher nicht selbst - dann setzen sich beispielsweise zwei an einer Metallstange mit langen Fäden aufgehängte Kugeln in Bewegung. Fast auf dem Boden stoßen sie nach dem Zufallsprinzip an Flaschen, eine runde Metallscheibe oder eine Holzkiste. Und es erklingt ein Konzert aus scheppernden und glockenähnlichen Tönen.

„Calder war inspiriert von der Experimentalmusik der Zeit“, sagt Kuratorin Susanne Meyer-Büser. Zur Illustration kann der Besucher in sogenannten „Klangduschen“ Musik von John Cage oder Edgard Varèse hören. Und es scheint, als habe Calder den Klang der Mobiles der Musik von Cage nachempfunden.