Reisender der Kunst: Cy Twombly ist tot
Rom/New York (dpa) - Trauer um einen bedeutenden Gegenwartskünstler: Der US-amerikanische Maler und Bildhauer Cy Twombly ist tot. Nach Angaben der New Yorker Gagosian Gallery starb Twombly am Dienstag in seiner Wahlheimat Rom, wo er seit mehr als 50 Jahren lebte.
Twombly wurde 83 Jahre alt. Den Angaben der Galerie zufolge litt er seit längerem an Krebs. Im Museum Brandhorst in München löste die Nachricht Bestürzung aus. „Mit dem Tod Cy Twomblys verliert die Kunstwelt einen der bedeutendsten Künstler der Gegenwart“, sagte Museumsdirektor Armin Zweite am Mittwoch. „Der Tod Cy Twomblys, der diesem Haus und dem Sammler Udo Brandhorst in so einmaliger Weise verbunden war, ist ein schmerzlicher Verlust.“
Twomblys Arbeiten sind zentraler Bestandteil des Museums Brandhorst. Sein monumentales, aus zwölf Bildern bestehendes Werk „Lepanto“ aus dem Jahr 2001 ist dort dauerhaft zu sehen. Bis zu diesem Sonntag wird außerdem noch die Ausstellung „Cy Twombly Photographien 1951 - 2010“ gezeigt.
„Ciao Twombly“ verabschiedete sich die Turiner Tageszeitung „La Stampa“ von dem Wahlrömer. Mit ihm „ist uns ein weiterer Vertreter der Künstlergeneration verloren gegangen, die die Freude am Schaffen mit der Freude am Leben zu verbinden wusste“, so „La Stampa“. Der amerikanische Kunstkritiker nannte Twombly den „Dritten Mann (...) neben dem Duumvirat seiner beiden Freunde Jasper Johns und Robert Rauschenberg“.
Der Sohn eines professionellen Sportlers war vor allem für seine an Kritzeleien erinnernden Bilder sowie großformatige, farbenfrohe Gemälde bekannt. Erst im vergangenen Jahr hatte er einen Teil der Decke im Pariser Louvre ausmalen dürfen - eine Ehre, die vor ihm nur zwei anderen Gegenwartskünstlern zuteil wurde.
Am 25. April 1928 in Lexington (US-Bundesstaat Virginia) geboren, nahm Twombly schon als Teenager Kunstunterricht und interessierte sich später während des Studiums in Boston vor allem für den deutschen Expressionismus. In den Seminaren lernte er einen anderen jungen Künstler aus den Südstaaten kennen, der ein lebenslanger Freund und Kollege werden sollte: Robert Rauschenberg.
Mit dem späteren Pop-Art-Pionier ging Twombly auch auf Reisen durch die Südstaaten der USA und weiter über den Atlantik bis nach Marokko. Twombly war ein Reisender der Kunst. Er lernte intensiv Europa, vor allem Italien, und Nordafrika kennen. In den letzten Jahrzehnten war Rom zu seiner künstlerischen Heimat geworden.
Twomblys wichtigste Werke sehen aus, als habe sie jemand nebenbei aus Langeweile gekritzelt: Einfach immer wieder Striche kreuz und quer übereinander oder sich wiederholende Kringel in schwarz oder grau. Wenn er mit Farben arbeitete, mussten sie leuchtend sein, am besten rot, notfalls auch gelb oder hellgrün.
Seine letzte große Arbeit, der 400 Quadratmeter große Teil des Louvre, war da untypisch: Ein tiefblauer Himmel mit großen Kreisen in Gelb, Ocker, Weiß und Blau. Titel der bemalten Palastdecke: „The Ceiling“ - „Die Decke“.