Surrealismus-Ausstellung in Oostende: Ein Multitalent des Dadaismus
Das Mu.zee, Kunstmuseum in der belgischen Stadt, widmet E.L.T. Mesens eine Ausstellung.
Oostende. Der Surrealismus ist eine Reaktion auf die grausame Realität zwischen den beiden Weltkriegen. Künstler und Literaten verwerteten Traumerlebnisse und Erfahrungen des Unterbewusstseins, um die Wirklichkeit außer Kraft zu setzen. 1921 erfindet der Franzose Andr Breton den Begriff. Doch die berühmteren Ahnen mit Ren Magritte an der Spitze sitzen in Belgien. Ihnen widmet das Mu.zee, Kunstmuseum am See in Oostende, eine fulminante Schau.
Vier Jahre arbeitete Phillip Van den Bossche an diesem Thema. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt er seinen Enthusiasmus: „Der belgische Surrealismus ist nicht so puristisch und theoretisch wie der französische. Er ist spöttischer, ironischer, auch humoristischer. Er mischt Fotos, Malerei, Musik, Literatur und setzt alle Medien auf denselben Level. Er entspricht der Brüsseler Mentalität, wo man gern mit der Sprache spielt.“
Van den Bossche konkretisiert: „Im Unterbewusstsein eines jeden Belgiers steckt die Meinung, dass Belgien eine Fiktion ist. Darum lieben wir all die Sachen, die eine Fiktion enthalten. Wir nehmen uns eben nicht allzu ernst.“
Der 44-jährige Kunsthistoriker und Museumschef sieht den Surrealismus als eine Geisteshaltung, die sich bis zu den berühmten Comics der Belgier fortsetzt. Und: „Kinder haben nicht das geringste Bewusstsein, Künstler zu sein. Das verbindet sie mit den belgischen Surrealisten, die sich nie als Spezialisten sahen“, sagt er.
Der Kurator widmet seine Schau jedoch einem eher unbekannten Künstler, E. L. T. Mesens (1903 bis 1971), einem Multitalent und Geburtshelfer: Dichter, Komponist und bildender Künstler, Kunstkritiker, Galerist und Sammler. Schon als 15-Jähriger veröffentlichte er seine erste Komposition, begegnete mit 18 Jahren Erik Satie, dem Vertreter der neuen Musik fernab von Richard Wagner.
Er machte Heroen wie Magritte oder Man Ray zu seinen Freunden und half ihnen. Als 1933 Magrittes Galerie bankrott machte, kaufte er 150 Arbeiten von seinen Einnahmen als Galerist und Ausstellungsmacher. Er agierte in Paris und Brüssel, später auch in London. Am Ende des Zweiten Weltkriegs besaß er 400 bis 500 Bilder seines Freundes. Nur sich selbst verstand er nicht zu promoten. Erst 1958 erhielt Mesens seine erste Einzelausstellung.