Ausstellung: DA-Art-Award Die Macht des Mythos in unserer Gesellschaft

DÜSSELDORF · Ausstellung „DA-Art-Award“: 99 Kunstwerke im Düsseldorfer Stadtmuseum setzen sich mit einem uralten und doch aktuellen Thema auseinander.

Das Bild „Out of Paradise“ von Ulrike Hüppeler: Im Hintergrund die Vertreibung nach dem Sündenfall, im Vordergrund Evas gestrafte Nachfahrin.

Foto: Stadtmuseum

Es geht um Mythen und die Macht, die sie in der Gesellschaft haben. Es geht um Erzählungen, um Legenden, die für sich eine Deutungshoheit beanspruchen, ihr vermeintliches Wissen aber statt durch überprüfbare Fakten durch blumige Narrative vermitteln. „Die Macht des Mythos“ ist das Thema einer Ausstellung im Düsseldorfer Stadtmuseum, die am Freitagabend (18 Uhr) mit einer Vernissage eröffnet wird. Der humanistische Düsseldorfer Aufklärungsdienst (DA) hat bundesweit Künstlerinnen und Künstler aufgefordert, eben dieses Thema kreativ umzusetzen. Herausgekommen sind beeindruckende Werke. Für den mit insgesamt 10 000 Euro dotierten Kunstwettbewerb „DA-Art-Award“ wurden von den Machern der Ausstellung aus mehr als 1100 eingegangenen Bewerbungen 99 ausgesucht, die nun im Stadtmuseum präsentiert werden. Und zwar aus den Kategorien Malerei, Grafik, Zeichnung, Plastik, Skulptur, Installation, Fotografie und Medienkunst.

Der Mythos Che Guevara

Da ist ein Gemälde des aufgebahrten Che Guevara. Der Mythos des Freiheitskämpfers, dessen Postergesicht jahrzehntelang zur Grundausstattung vieler Jugendzimmer gehörte. Und als Plakat einen festen Platz bei Demonstrationen hatte. Die Ikone, die fester Bestandteil des kollektiven Bildgedächtnisses ist. Doch eben dieses Heldenhafte, das Revolutionäre, wird vom Künstler Michael Heinrich gebrochen, wenn er auf seinem Bild den Leichnam von Che zeigt. Geschlagen, besiegt - wie er da von den Militärs in Bolivien als Trophäe zur Schau gestellt wurde.

Die vermeintliche Sicherheit

Christian Rau nimmt sich auf seinem Gemälde einen anderen Mythos vor. Den der vermeintlichen Sicherheit, in der wir uns alle so gern wiegen. In unserer auf Sicherheit und Ordnung bedachten Gesellschaft: Ein Hase liegt entspannt auf einem roten Samtkissen. Futter gibt es reichlich in greifbarer Nähe. Satt und zufrieden döst er vor sich hin und bemerkt dabei gar nicht, was um ihn herum geschieht. Am Rande des Bildes entwickelt sich das vermeintliche Futter bereits zur fleischfressenden Pflanze, zur Überwachungskamera und zum Propaganda-Lautsprecher. Und um den Hasen herum lauern bereits die Giftschlangen, zum tödlichen Biss bereit.

Gefallene Autoritäten

Mehrere Werke in der Ausstellung befassen sich mit religiösen Mythen wie der längst erschütterten Vertrauenswürdigkeit kirchlicher Obrigkeiten. Wie etwa das Objekt von Marion Linke, der „Wolf im Schafspelz”. Es zeigt eine Mitra aus Schafsfell, kombiniert mit herabhängendem Wolfshaar. Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals der Kirche erscheint die Redewendung vom Wolf im Schafsfell gar zu passend. Steht sie doch für jemanden, der unheilvolle Absichten hinter harmlosem Auftreten zu tarnen versucht. Die Künstlerin sieht es so: Die Moral und Tugendhaftigkeit dieses Personenkreises sei ein Mythos, dessen Macht zu bröckeln scheint.

Das Objekt „Wolf im Schafspelz“ von Marion Linke

Foto: Stadtmuseum

Vertreibung aus dem Paradies

Oder das Bild „Out of Paradise“ von Ulrike Hüppeler über den Mythos der Vertreibung aus dem Paradies. Und die Folgen, die Evas Nachfahrinnen bis heute zu tragen haben. Der verzweifelte Blick der aktuellen Eva und die ihr zugeschriebenen Putz-Utensilien zeigen aus Sicht der Malerin die patriarchale Auslegung des Sündenfall-Mythos, die das gesellschaftliche Denken und das Frauenbild seit Jahrhunderten prägten.

Hochaktuell dagegen ist eine großflächige Collage von Wolfgang Kühn, in der er den von Donald Trump erzählten Mythos der gestohlenen US-Wahl aufarbeitet.

Mickymaus und Superman

Heike Haberland hat Heiligenfiguren aus verschiedenen Ländern gesammelt - und entzaubert sie durch eine Mickymaus-Figur

Foto: Stadtmuseum

Heiligenfiguren hat Künstlerin Heike Haberland von ihren Reisen aus China, Indien, Ägypten und anderen Ländern mitgebracht. Sie bricht diesen Mythos humorvoll mit einer kleinen Mickymaus-Figur, die die Heiligen aus den verschiedenen Kulturkreisen zu dirigieren scheint.

Die Amerikaner haben nicht nur Mickymaus erfunden, sondern auch Superman. Den Mythos dieses Alleskönners nimmt Ralf Tekaat in seiner Collage „Superman trödelt“ amüsant auseinander. Im Zentrum des Objekts: die spießbürgerlichen Pantoffeln des Helden. Darunter eine Art Inhaltsverzeichnis mit nie geschriebenen Kapiteln der Geschichte, wie: „Superman hat verschlafen“, „Superman fährt mit der Bahn“, „Superman fliegt falsch“ oder „Superman muss aufs Klo“.