Museumschefin Marion Ackermann geht nach Dresden

Die Leiterin der Kunstsammlung NRW steigt vorzeitig aus ihrem Vertrag mit dem Land aus und wird Generaldirektorin an der Elbe.

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Düsseldorf. Marion Ackermann verlässt die Kunstsammlung NRW im Oktober und wechselt als Generaldirektorin von 14 hochkarätigen Sammlungen nach Dresden. Das überrascht, ist doch die Kunsthistorikerin erst vor zwei Jahren im Amt bis ins Jahr 2023 bestätigt worden. Aber der Karrieresprung ist so ungeheuer, dass das Land die stets lächelnde Fachfrau ziehen lassen musste. Sie verabschiedet sich schon Ende Oktober, um so berühmte Weltkunsthäuser wie den Zwinger, die Gemäldegalerie Alter und Neuer Meister, die Staatlichen Kunstsammlungen, das Albertinum und die Porzellansammlungen zu übernehmen. Sie beerbt Hartwig Fischer, der wie zuvor Martin Roth nach London geht.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, zu der sie ein sehr gutes Verhältnis hat, nennt die Scheidende eine „international hochgeschätzte Kunstexpertin“, die „mit ihrer Leidenschaft und Expertise“ die Kunstlandschaft bereichert habe. Und die noch relativ neue Kulturministerin Christina Kampmann, zuständig vor allem für Familie, Kinder, Jugend und Sport, lobt den „Aufbau eines modellhaften Bildungsprogramms“. In der Tat ist Ackermanns Aufmerksamkeit dem Publikum gegenüber beispielhaft gewesen. Selbst ohne prickelnde Blockbuster-Schauen, ja selbst ohne Neuentdeckungen schaffte sie es, Besucherrekorde einzufahren.

Allein das intensive Bildungsprogramm ist beachtlich, wurde allerdings auch schon von ihrem Vorgänger Armin Zweite gut betreut. 80 000 Bildungshungrige bei insgesamt 300 000 Besuchern ist rekordverdächtig.

Sie spielte mit dem Wir-Gefühl. Der Gesellschaft der Freunde mit ihren 900 betuchten Mitgliedern war es eine Ehre, die Sammlungen zu erweitern. Das Aufsichtspersonal brachte sie dazu, nicht nur stur herumzustehen, sondern auch Erklärungen zu geben. Die Ansprache mit allen Sinnen hat sie ernst genommen. Seit über einem Jahr steht die Jugend Schlange, um in den Netzen und Kugeln des Tomás Saraceno unter der Kuppel von K 21 herumzuturnen. In Workshops, Kinderführungen und vielem mehr hat sie versucht, den Besuch als ein großes Familienereignis zu stilisieren. Dafür verdient sie große Hochachtung. Sie hat die Kunstsammlung NRW tatsächlich zu einem Kompetenzzentrum in der Vermittlung von Kunst gemacht.

Dass ihr Ausstellungsprogramm nie so eine Aufmerksamkeit wie das ihres Kollegen Max Hollein in Frankfurt fand, liegt an den eher zögerlichen Fragestellungen, die nie zu wirklich neuen Aspekten führten. Vor allem aber liegt es an der allzu engen Bindung an die vorhandenen Bestände. Bei Alberti Burri etwa, der aktuellen Ausstellung, war ein einziges Bild der Anlass für eine große Schau. Aber ein Überblick über Burris einstigen Zeitgenossen Jannis Kounellis, den bedeutendsten griechischen Künstler in Italien, hätte wirklich neue Impulse und nicht nur ein Memorial gebracht.

Bei einem Etat von zehn Millionen Euro kann es nicht am Geld gelegen haben, dass selbst bescheidener dotierte Häuser wie das Museum Morsbroich oder das Von der Heydt-Museum im Bannkreis von Düsseldorf zuweilen eher die Nase vorn hatten.