200. Wagner-Geburtstag - „Tristan und Isolde“ in Nürnberg
Nürnberg/Bayreuth (dpa) - Das Wagner-Fieber steigt. 2013 steht der 200. Geburtstag des Ausnahmekomponisten an, etliche Opernhäuser widmen sich den Werken Richard Wagners. Etwa in Nürnberg feiert das Staatstheater an diesem Sonntag (21.
Oktober) die Premiere von „Tristan und Isolde“.
Es folgen Wiederaufnahmen von „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Der Fliegende Holländer“. Im Herbst 2013 dann beginnt ein neuer „Ring“-Zyklus. Eine Selbstverständlichkeit für ein Haus wie Nürnberg sei das, sagt Generalmusikdirektor Marcus Bosch: „Und natürlich eine große Chance.“
Längst hat sich die Staatsoper zu einer wichtigen Adresse in Sachen Wagner entwickelt. Bei der von Bosch dirigierten „Meistersinger“-Premiere vor rund einem Jahr erklärten nicht wenige Kritiker, wer sich an dieser Wagnerschen Oper erfreuen wolle, brauche nicht nach Bayreuth, sondern solle einfach nach Nürnberg fahren.
Im Falle von „Tristan und Isolde“ würde sogar ein Kinobesuch genügen. In 46 Kinosäle in Deutschland und Österreich wird die Premiere übertragen. Das ist nach Angaben der Nürnberger Bühne die erste Opern-Premiere eines deutschen Hauses, die live ins Kino kommt.
Freilich: „Das ist nicht die Einstiegsoper“, sagt Marcus Bosch. „Tristan und Isolde“ gilt als Oper, die alle Dimensionen sprengt und sich in kein Raster einfügen lässt. Das ist keine leichte Kost bei Popcorn und Cola. Dennoch glaubt Bosch an einen Erfolg der Kino-Übertragung. „Man bekommt eine andere Perspektive als im Theaterraum. Man kann vieles deutlicher heranzoomen. Es ist doch interessant, wenn man den Sängern direkt ins Gesicht blicken kann.“ Und er hofft auch: „Die Schwellenangst vor Wagner wird sinken.“
Für die Inszenierung ist die Niederländerin Monique Wagemakers verantwortlich. Die Titelpartien singen Vincent Wolfsteiner und Lioba Braun. Wie schon bei den Meistersingern hat sich Bosch als eine Art Archäologe versucht - und zwar sozusagen mit dem Radiergummi in der Partitur. Die ursprünglich von Wagner verfasste Form sei im Lauf der Jahre nicht selten überdeckt worden. Er wolle nun „Struktur und Klarheit“ schaffen. „Ich versuche, die Musik aus der Zeit zu lesen, aus der der Komponist herkommt.“
Und in Bayreuth selbst? Die Festspielstadt hat sich viel vorgenommen für das Jubiläumsjahr. Die Festspiele selbst kooperieren mit der Oper und dem Gewandhausorchester Leipzig. Das sei ein sehr schöner Brückenschlag zwischen Wagners Geburtsort Leipzig und seiner Wirkungsstätte Bayreuth, findet Festspielchefin und Wagner-Urenkelin Katharina Wagner. Am 22. Mai, dem Geburtstag, wird Christian Thielemann ein Konzert im Festspielhaus dirigieren. Zudem sind in der Oberfrankenhalle die Wagnerschen Frühwerke zu sehen. Raps zu Wagner und ein Videowettbewerb sollen ein jüngeres Publikum für die Musik des Meisters interessieren.
Die Stadt Bayreuth bündelt ihre Aktivitäten unter dem Motto „Da steckt Wagner drin“. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (Bayreuther Gemeinschaft) sagt: „Dem Wagner-Jahr kommt besondere Bedeutung zu, weil die Verbindung von Wagner zu Bayreuth ein absolutes Alleinstellungsmerkmal für uns ist.“ Namhafte Orchester, Chöre und Solisten werden in Bayreuth zu Gast sein, um Richard Wagners Werke auf vielfältige Weise zu präsentieren. Das Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth will im Sommer 2013 zu einer großen Konferenz zum Thema Wagner einladen.
Das Kino wollen übrigens auch die Bayreuther Festspiele weiterhin als Medium nutzen. Schon im August gab es eine Live-Übertragung vom Grünen Hügel - allerdings eben keine Premiere, sondern die bereits seit Jahren etablierte „Parsifal“-Produktion. 2013 sollen aber gleich zum Festspiel-Auftakt die Kameras installiert werden, um „Der Fliegende Holländer“ am 25. Juli live in Kinos zu senden. Allerdings ist auch diese Produktion von Regisseur Philipp Gloger keine „echte“ Premiere, sondern war bereits heuer zu sehen.