Pop-Oratorium im Düsseldorfer Dome 3000 Stimmen erheben sich für Luther

Das spektakuläre Pop-Oratorium im Düsseldorfer Dome bietet Gelegenheit zum Mitklatschen und zum Nachdenken.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Wer ein weißes Hemd trug, war am Samstag für ein paar Stunden etwas Besonderes. Star des Abends beim Pop-Oratorium Luther im Dome in Düsseldorf war der fast 3000 Stimmen starke Gospel-Chor. Der bildete nicht nur eine prächtige Kulisse für das Geschehen auf der Bühne, sondern machte das Musical von Dieter Falk und Michael Kunze zu einem stimmgewaltigen Erlebnis. Mal zum Mitklatschen bei den eingängigen Gospel-Melodien, mal zum Nachdenken, wenn Stefan Poslovski als Ablassprediger Parallelen zur Bankenkrise zog und deutlich machte, warum Luthers Thesen auch heute noch brandaktuell sind.

Mehr als 15 000 Zuschauer erlebten die beiden Aufführungen. Das Konzert am Abend begann mit mehr als 20 Minuten Verspätung, weil rund um den Dome auf den Straßen nichts mehr ging. Am Ende machten sich viele nachdenklich auf den Heimweg. Denn die zentrale Frage „Wer ist Luther?“ muss nach den zwei Stunden jeder für sich klären. „Selber denken“ ist nicht nur der Titel eines der Ohrwürmer des Musicals, sondern auch die Aufforderung von Falk und Kunze an das Publikum — und an die Chorsänger.

„Mit geht das Stück unter die Haut“, erklärt Dieter Brenken, warum er sich an dem spektakulären Projekt beteiligt hat. „Es geht auch darum, wie unsere westlichen Werte entstanden sind, die wir heute vertreten.“ Denn in der minimalistischen Inszenierung, die ohne Kostüme auskommt, wird immer wieder der Bogen zur Tagesaktualität geschlagen. So wird die Anordnung des Kaisers, mit der Luther zum Verhör zitiert wird, als „Breaking News“ auf den Video-Wänden angekündigt.

Viele andere Chöre, die sich seit Monaten auf den großen Auftritt vorbereitet haben, sind einfach aus Spaß dabei. „Singen macht glücklich und schweißt uns zusammen“, schwärmt Melanie Heidemann, die mit ihrem Chor „Wert(h)voll“ aus Isselburg nach Düsseldorf gekommen ist. Und auch die „Colourful Voices“ aus Bedburg-Hau verbreiten jede Menge gute Laune. „Und das, obwohl wir ein katholischer Jugendchor sind“, merken die jungen Damen an. Beim Pop-Oratorium dürfen alle Konfessionen mitmachen.

Auch das Alter spielt keine Rolle. Die Geschwister Levin und Lina, neun und zwölf Jahre alt, gehören zu den jüngsten Chormitgliedern. „Das war schon anstrengend“, stellt Levin nach der ersten Vorstellung fest. Von Lampenfieber sind die beiden aber nicht geplagt. „Schließlich haben wir ja keine Hauptrolle“, ergänzt seine Schwester bescheiden.

Natürlich gibt es auch noch Stars aus der Bühne. Wie Frank Winkels als Luther, der seinen Kampf als Glaubender und Suchender gegen Kirche und Obrigkeit mit viel Leidenschaft spielt. Ganz cool Paul Falk, der Sohn von Dieter Falk, als Kaiser Karl. Wie mehrere andere Darsteller auch hatte er schon bei der ersten Monumental-Aufführung „Die zehn Gebote“ auf der Bühne gestanden, die sein Vater für die evangelische Kirche inszeniert hatte. Und ein Prominenter befindet sich mitten im Geschehen: Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel ist einer der Sänger im Chor der 3000.