41. Moers Festival mit Fragezeichen

Moers (dpa) - Die Zukunft des Moers Festival steht mehr denn je infrage. Ob sich nach der 41. Auflage von diesem Freitag bis zum Pfingstsonntag der Vorhang auch im nächsten Jahr heben wird, ist ungewiss.

„Ein kleines Fragezeichen bleibt“, sagte Reiner Michalke, der zum siebten Mal die künstlerische Leitung hat. Kulturstiftung NRW und WDR wollen ihr Engagement 2013 ausweiten, doch der Schuldenberg der Stadt am Niederrhein wächst und wirft einen immer größeren Schatten auf das renommierte Festival für improvisierte Musik.

„Es ist nicht einfach, bei diesen düsteren Aussichten Vorfreude auf das kommende Ereignis zu wecken“, bekennt Michalke in seinem Vorwort für das Programmheft. Das wegen der Finanzmisere von vier auf drei Tage reduzierte Festival - am Pfingstmontag bittet allein Helge Schneider zum „Heimatabend“ - wird weniger als zuvor Grenzgängern der Musik eine Plattform bieten. Mehr Mainstream als Innovatives auf einem Festival, das sich einst dem internationalen New Jazz und der improvisierten Musik verpflichtet fühlte - ein Kompromiss in schweren Zeiten?

„Das Experiment ist nicht mehr das Maß aller Dinge, sondern die Erforschung der konventionellen Musik“, sagt Michalke. Dies gelte auch für altgediente Künstler, die früher „die rauen Töne“ angeschlagen hätten. Auch die ehemals jungen Wilden Carla Bley, Gunter Hampel und James „Blood“ Ulmer, deren Auftritte in Moers zu den Höhepunkten gehören werden, hätten einen Wandel vollzogen. Die 73-jährige US-amerikanische Jazzmusikerin und Komponistin Bley wird die Uraufführung ihres Stück „La Leçon Française“ präsentieren. Hampel kommt mit dem European-New-York-Quintett, Ulmer spielt zusammen mit „Joe Bowie's Defunkt n'EU Soul“.

Eröffnet wird das Festival am Freitag von „The Dorf“, einem Orchester mit Mitglieder aus dem ganzen Ruhrgebiet, das 2011 zum Publikumsliebling avancierte. Dass wenig später im Festivalzelt Tanya Tagaq zu hören sein wird, beweist, dass der experimentelle Geist in Moers noch lebt: Die Inuit aus dem arktischen Norden Kanadas wird den Kehlkopf-Gesang ihres Volkes vorstellen.

Musik aus Myanmar hat Hein Tint aufgespürt. Die Band „dus-ti“ des Deutsch-Iraners Pablo Giw will mit elektrifizierten Soundscapes neue Wurzeln suchen und alte Fragen beantworten. Reisebilder seines Vaters, des US-Fotografen Lee Friedlander, will Erik Friedlander musikalisch zum Leben erwecken.

Aus Belgien reist das ungewöhnliche Klaviertrio um Jozef Dumoulin an. Einen Schwerpunkt bilden Musiker aus New York. Neben Gunter Hampel kommen Andrew N D'Angelo mit der „DNA Big Band“, das „The Blues Trio“ oder „Lakecia Benjamin and Soul Squad“. „Wenn New York die international guten Musiker anzieht, muss man sie auch zeigen“, begründet Michalke seine Vorliebe für den Kunst-Kosmos New York.