Amy Winehouse - Tod einer Soul-Diva

Millionen Fans trauern um Amy Winehouse. Die Sängerin starb mit 27 Jahren in ihrer Wohnung in London.

London. Astern, Briefe und eine signierte Gitarre für Amy Winehouse: Allein hunderte Fans haben Camden Square in London in einen Platz der Trauer verwandelt. Die 27-Jährige war dort am Samstag tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Abends zuvor soll die Sängerin Kokain, Heroin und Ecstasy gekauft haben.

„Wir müssen zusehen, wie Amy sich langsam selbst umbringt“, hatte ihre Mutter Janis vor einigen Jahren gesagt, „ich habe sie bereits gefragt, wo sie begraben werden möchte.“ Es gab Redaktionen, die den Nachruf auf Amy Winehouse vorsichtshalber längst verfasst hatten; ihre Grenzgänge zwischen Leben und Tod, ihre Krampfanfälle und ausgemergelte Statur nach tagelangem Drogenmarathon waren ausreichend dokumentiert.

Und doch: Die Chronik ihres angekündigten Todes schien Winehouse in den letzten Wochen umschreiben zu wollen. Sie hatte weit ab von ihrem Londoner Drogenzirkel in der Karibik an neuen Songs gearbeitet, wirkte gesünder als 2007, dem Höhepunkt ihres Erfolgs. Fünf Grammys hatte Amy Winehouse für ihre Platte „Back to Black“ verliehen bekommen.

Ihr hoch frisiertes Haar gehörte wie ihre radikale Offenheit zu ihren Markenzeichen: „Ich will nicht nie wieder trinken“, besang sie ihre Sucht im Song „Rehab.“ Trotz der Depressionen, die sie nach der Trennung von Blake Fielder-Civil in den preisgekrönten Song goss, war der Sound frisch und optimistisch.

Dass sie anders als so viele Pop-Prinzessinen keinen Wert auf durchgestylte Auftritte legte, sicherte ihr Sympathien. Kylie Minogue war in ihren Augen „keine Musikerin, sondern ein Pony“. Doch der sensationelle Zuspruch konnte ihre düstere, persönliche Situation nicht reparieren. Zuletzt hatte sie ihr destrukives Leben wieder eingeholt: Bei ihrem Auftritt mit ihrem Patenkind am Donnerstag in Camden tanzte sie wortlos über die Bühne.

Ihre Europatournee war nach einem betrunkenen Intermezzo in Belgrad abgesagt worden, erst kurz zuvor hatte Winehouse einen Alkoholentzug abgeschlossen. Es scheint, als habe ihr Leben nicht anders verlaufen können. Winehouse lebte im Hier un Jetzt. Vor zwei Jahren sagte sie: „Wenn ich morgen sterben sollte, dann würde ich glücklich gehen.“