Anastacia: „Ich fühle mich wirklich jung“
Berlin (dpa) - Im Fahrstuhl des Hotels erzählt der PR-Manager noch von den Schlafgewohnheiten der Künstlerin. Ein kurzes Nickerchen habe Anastacia soeben gemacht. Smalltalk.
In der Suite dauert es noch ein paar Minuten, bis die 45-Jährige aus dem Zimmer kommt. Sie lächelt in die Kamera, wirkt aufgedreht, gar nicht müde.
Frage: Wir hörten, Sie sind eine Mittagsschläferin?
Antwort: Ja! Ich hab gemerkt, dass es hilft. Wenn ich eine halbe Stunde reinzwängen kann, fühle ich mich großartig. Ich schlafe manchmal nachts nicht so gut. Wenn ich einen Power-Nap machen kann, mach ich das auch.
Frage: Sie haben im vergangenen Jahr zum zweiten Mal den Brustkrebs besiegt, und die Erkrankung öffentlich als Segen bezeichnet, auf der neuen Platte sogar als Ihren Freund. Eher ungewöhnlich, oder?
Antwort: Du musst dir die Kraft davon wiederholen, wenn du sowas bekommst. Wenn mich jemand dazu bringt, Zitronen zu trinken, finde ich einen Weg, daraus Limonade zu machen. Eine Mastektomie (Brustentfernung, Anm. d. Red.) ist nicht großartig, aber wenn du eine haben musst, ist das nicht das Ende der Welt.
Frage: Wie hat die Krankheit Ihr Leben verändert?
Antwort: Wenn ich nur das letzte Jahr betrachte, trinke ich keinen Alkohol mehr und esse sehr viel gesünder. Ich versuche keine industriell verarbeiteten Lebensmittel zu essen, das heißt alles Essen mit mehr als fünf Zutaten. Ich versuche mich so gesund zu ernähren wie möglich, aber ständig unterwegs ist das nicht so einfach.
Frage: Sie haben recht spät mit der Karriere begonnen. Wären Sie gerne früher zum Star geworden?
Antwort: Nein. Ich denke, ich habe zur richtigen Zeit angefangen. Für mich war es perfektes Timing. Obwohl ich damals dachte, dass ich nie Karriere machen würde, weil es zu spät ist. Ich bin dankbar: Ich fühle mich wirklich jung, also fühle ich mich nicht, als gäbe es das Tick-Tack einer Uhr für mich. Besonders jetzt nach diesem letzten Jahr gibt es nichts, das mich stoppt. Ich fühle mich wirklich ziemlich unbesiegbar. Ich habe mich zu neuem Leben erweckt.
Frage: In Ihrer Heimat USA haben Sie nie den Durchbruch geschafft. Erkennen Sie die Leute in Los Angeles überhaupt auf der Straße?
Antwort: Wahrscheinlich nicht. Aber falls ich an jemandem vorbeilaufe, der mich nicht kennt, würde ich fragen: „Kennst du die Sängerin Anastacia?“, und sie würden sagen: „Oh mein Gott, ich liebe ihre Stimme.“ Sie erwarten nur nicht, an mir vorbeizulaufen. Ich bin nicht überall auf Postern. Sie sehen ein Video und hören den Namen Anastacia und denken, ich sei europäisch.
Frage: Sie trinken nicht, Sie rauchen nicht, Sie nehmen keine Drogen. Muss ein Rockstar nicht manchmal ein bisschen ungezogen sein?
Antwort: Nein. Mann, das hat damit zu tun, ob du singen, Gitarre spielen, Musik machen kannst. Das Stigma eines Musikers ist Sex, Drogen und Rock'n'Roll, aber ich denke, die Wahrheit eines Musikers ist: Kannst du einen guten Song schreiben? Kannst du einen guten Song singen?
Frage: Sie haben ja 2002 das Lied für die Fußball-Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea gesungen. Werden Sie die brasilianische WM im Sommer verfolgen?
Antwort: Da bin ich nicht in der Nähe von Brasilien, sondern weit drüber. Aber ich werde es schauen, weil wir alle wie gebannt vor den Fernsehern sitzen werden. Die Welt wird einfach außer Betrieb sein, sobald ein Spiel läuft. Wer spielt eigentlich mit? Wer spielt nicht mit? Was passiert? Das weiß ich gar nicht...
Frage: Deutschland spielt zum Beispiel in der Vorrunde gegen die USA.
Antwort: Oh, wow. Deutschland?
Frage: Genau. Wer wird Ihrer Meinung nach gewinnen?
Antwort: Tut mir leid, Ihnen das vor ganz Deutschland sagen zu müssen, aber: Deutschland (lacht). Ich meine, kommen Sie schon. Das Einzige, was ihr aus den Staaten lieben müsst, bin ich. Okay? So läuft das hier, Kinder.
ZUR PERSON: Die US-amerikanische Soulsängerin Anastacia (45) wurde eher spät berühmt. 2000 gelang der „kleinen Lady mit der großen Stimme“ mit „I'm Outta Love“ der Durchbruch. Anastacia verkaufte seitdem mehr als 30 Millionen Tonträger. Ihren Musikstil umschrieb sie mal als „Sprock“, einer Mischung aus Soul, Pop und Rock.