André Rieu: „Klassische Musik macht glücklich und ist zeitlos“
Violinist und Orchester-Leiter André Rieu über seine Liebe zu Bach, Mozart und Co. und über schwierige Zeiten.
Köln. Der Violinist André Rieu startet am Neujahrstag in Köln seine Deutschland-Tournee mit 27 Konzerten. Im Interview erzählt er davon, was die Besucher erwartet. Aber auch über seine schwere Krise vor vier Jahren spricht er offen.
Herr Rieu, wie häufig müssen Sie heute noch auf Ihrer Stradivari üben?
André Rieu: Ich habe insgesamt drei Geigen, eine davon ist eine Stradivari von 1732, ein sehr schönes Instrument, das Antonio Stradivari fünf Jahre vor seinem Tod gebaut hat. Ich übe jeden Tag. Ohne das kann man keine dauerhafte Leistung auf dem Niveau bringen.
Was fasziniert Menschen an klassischer Musik — etwa an Kollegen wie David Garrett, der eine jüngere Zielgruppe anspricht?
Rieu: Klassische Musik macht glücklich und ist zeitlos. Bach, Mozart, Beethoven haben Jahrhunderte überdauert. Aber ich muss mal mit einem Mythos aufräumen: Es kommen längst nicht nur ältere Menschen in meine Konzerte. Ich habe fast eine Million Facebook-Fans, viele junge Leute, und die sind total aktiv. David Garrett hat sich entschieden, seinen eigenen Weg zu gehen, hat seine Ideen auch gegen Widerstände durchgesetzt, und das macht ihn total authentisch. Das Publikum spürt sofort, ob du an dem, was du machst, auch selbst Spaß hast.
Vor einiger Zeit waren Sie längere Zeit krank und hatten auch hohe Schulden. Haben Sie diese Krise mittlerweile überwunden?
Rieu: Ja, absolut. Ich musste 2012 aufgrund einer Viruserkrankung drei Monate pausieren. Ich war einfach überarbeitet, ständig auf Tour. Die Krankheit hat mir damals viel mehr Angst gemacht als die Schulden. Bei den Schulden war ich sicher, dass ich sie überwinden würde. Also habe ich mein Leben komplett geändert, treibe regelmäßig Sport, mache Krafttraining, ernähre mich gesund und fühle mich sauwohl.
Schulden haben viele Menschen, Was raten Sie denen, wie kommt man da wieder raus?
Rieu: Ich war mit 34 Millionen verschuldet, alles gehörte der Bank. Mein Studio, meine CDs, meine Stradivari, die Rechte an meinem Namen — alles. In meinem Fall hat die Bank gesagt: „Wir glauben an dich, spiel’ weiter.“ Und nach einem Jahr war ich 20 Millionen im Plus. Man darf den Glauben an seine Fähigkeiten nicht verlieren, und man braucht Menschen, die einen unterstützen. Und wenn es überstanden ist, muss man seiner Frau versprechen, sowas nie wieder zu tun!