Ausflug nach Paradise City - Slash in München

München (dpa) - „Auf die Legende“, sagt ein Mann im schwarzen T-Shirt und prostet seinen Freunden mit seinem Plastik-Bierbecher zu. „Er ist einfach ein Titan.“

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Slash ist in München. Der legendäre Rockstar, der als Gitarrist der ebenso legendären Guns 'N' Roses spätestens mit seinem rauen Gitarren-Solo am Ende von „November Rain“ Musikgeschichte schrieb, macht auf seiner Welttournee Station in München. Es ist der erste von nur zwei Auftritten in Deutschland.

Entsprechend lange war das Münchner Konzert schon ausverkauft. Viele der Fans, die an diesem Samstag die Zenith-Halle füllen, können sich wahrscheinlich noch an die guten alten 80er und 90er Jahre erinnern, in denen Guns 'N' Roses ganz oben waren auf dem Rock-Olymp. Einige Mähnen, zum Headbangen geschüttelt, sind schon leicht angegraut. Paare mittleren Alters schwelgen neben jungen Fans in Erinnerungen und hier und da ist tatsächlich noch ein altes Band-Shirt zu sehen oder ein schwarzer Zylinder, wie auch Slash ihn trägt.

Wer ihm nicht zu nahe kommt, könnte denken, der Mann, der eigentlich Saul Hudson heißt und inzwischen 49 Jahre alt ist, habe sich nicht verändert seit „Knockin' On Heaven's Door“. Die dichten schwarzen Locken fallen ihm ins Gesicht, das zusätzlich - wie immer - von einer großen, verspiegelten Sonnenbrille verdeckt ist.

Ohne seinen früheren Frontmann Axl Rose, mit dem er seit Jahren zerstritten ist, präsentiert er Songs von seinem neuen Album „World On Fire“. Es ist sein drittes Solo-Album. Weil er zwar einer der besten Gitarristen der Welt ist und seine Gitarren-Soli auch an diesem Abend ein absoluter Hochgenuss sind, ein Rock-Konzert ohne Gesang aber nicht ganz unproblematisch ist, leiht ihm Alter-Bridge-Sänger Myles Kennedy seine Stimme.

Manchmal klingt er wie Axl Rose. Aber vielleicht ist das auch nur Wunschdenken - getragen von der Nostalgie, die Slash auch fast 20 Jahre nach dem Aus von Guns 'N' Roses bei dem ein oder anderen auszulösen scheint. Ein Ausflug in die Vergangenheit, ein Trip nach Paradise City.

Die Fans feiern zwar auch seine neuen Lieder - alle im Stil des guten alten Rock - und jedes seiner Gitarren-Soli. Vor allem aber als die Guns 'N' Rosen-Klassiker „Sweet Child Of Mine“ und eben „Paradise City“ durch die Halle dröhnen, tobt die Menge.

Slash gibt sich sehr wortkarg an diesem Abend. Die klassischen Floskeln „Hallo München“ und das, was Rockstars sonst so auf der Bühne sagen, überlässt er seinem Sänger. Er selbst tut das, was er am besten kann und holt alles raus, was aus einer Gitarre rauszuholen ist. Am Schluss, nach mehr als zwei Stunden, bedankt er sich dann aber doch - bei Kennedy und beim Publikum und sagt schlicht: „Es war verdammt wunderbar.“ Da hat er Recht.