Barenboim als Brückenbauer mit Dönhoff Preis geehrt
Hamburg (dpa) - Als unermüdlicher Brückenbauer zwischen den verfeindeten Völkern im Nahen Osten ist der Musiker und Dirigent Daniel Barenboim am Sonntag in Hamburg mit dem Marion Dönhoff Preis für Verständigung und Versöhnung ausgezeichnet worden.
Der 71-Jährige sei ein Vorbild dafür, wie Menschen durch die Macht der Musik die Welt zum Besseren verändern können, sagte die Geigerin Anne-Sophie Mutter in ihrer Laudatio. Sichtlich ergriffen dankte Barenboim: „Eine präzisere und schönere Beschreibung unserer Projektes gab es noch nie.“
Der in Argentinien geborene Jude Barenboim hatte 1999 zusammen mit dem Palästinenser Edward Said das West-Eastern Divan Orchestra gegründet, in dem junge Musiker aus neun Nationen, darunter aus Israel, Ägypten und Palästina, spielen. Barenboim erhielt den undotierten Hauptpreis für sein unermüdliches Engagement mit seinem West-Eastern Divan Orchestra für die Versöhnung im Nahen Osten.
Barenboim, 1942 in Argentinien geboren und mit neun Jahren mit seinen Eltern nach Israel ausgewandert, erzählte von seiner Kindheit, als in dem südamerikanischen Land jüdische Emigranten und ehemalige Nazis zusammenlebten. Mit Blick auf den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern sagte der Musiker: „Wir alle müssen die Erkenntnis und das Bekenntnis haben, dass wir alle gleiche Rechte haben.“
Israel müsse zudem erkennen, dass nun ein anderes Volk leide und Opfer sei. Zuvor hatte die Geigerin Mutter Barenboim mit den Worten gewürdigt: „Kein anderer Musiker der Gegenwart nutzt die Instrumente seiner Kunst so vehement und klug zugleich für dringend notwendige Veränderungen.“
Der mit 20 000 Euro dotierte Förderpreis ging an die in Chile lebende deutsche Missionarin Karoline Mayer und ihren Verein „Cristo Vive Europa - Partner Lateinamerikas“. Der ehemalige Bundesminister Norbert Blüm (CDU) würdigte die 70-Jährige als „späte Enkelin des barmherzigen Samariters“, die nicht viele Worte mache, aber viele Taten vollbringe.
In den vergangenen 40 Jahren gründete Mayer, die auch Krankenschwester ist, Kindergärten, Krankenstationen, Volksküchen und Bildungseinrichtungen in Chile, Peru und Bolivien. Gegen die Militärdiktatur von General Augusto Pinochet in Chile hatte sie Widerstand geleistet und war verhaftet worden. In ihrer Dankesrede für den Förderpreis rief Mayer zu Toleranz und Besinnung auf.
Zum elften Mal vergaben die Wochenzeitung „Die Zeit“, die Zeit-Stiftung und die Marion Dönhoff Stiftung die beiden Preise. Dafür ruft die Zeitung ihre Leser jedes Jahr auf, Personen und Organisationen vorzuschlagen, die sich im Sinne der 2002 gestorbenen Antifaschistin und Publizistin Marion Gräfin Dönhoff engagieren.