Barenboim: Kultur aus Elfenbeinturm holen
Berlin (dpa) - Müssen Theater und Museen subventioniert werden? Darüber gibt es zur Zeit einen heftigen Streit. Daniel Barenboim will den Hebel woanders ansetzen.
In der Diskussion um die Kulturförderung sieht der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim vor allem das Bildungssystem in der Pflicht. „Das Problem sind nicht die Subventionen für Theater und Orchester, sondern dass nicht genug in kulturelle Ausbildung investiert wird“, sagte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper der Nachrichtenagentur dpa.
„Hätten wir eine bessere musikalische Erziehung, würde ein viel größerer Teil der Bevölkerung ins Theater und in die Konzerte gehen. So aber bleibt Musik in einem Elfenbeinturm“, sagte Barenboim. „Unsere einzige Chance ist, das radikal zu ändern. Dazu gehört aber politischer Wille. Denn Musik ist nicht nur dazu da, die Realität zu vergessen, sondern das Dasein des Menschen zu verstehen.“
Mit ihrem Gedankenspiel, die Zahl der Theater und Museen in Deutschland zu halbieren und stärker auf private Beteiligung zu setzen, hatten die Autoren des Buchs „Der Kulturinfarkt“ eine Protestwelle in der Kunstszene ausgelöst.
Auch für Barenboim ist ein stärkeres privates Engagement für Kunst und Kultur erstrebenswert, angesichts der weltweiten wirtschaftlichen Lage aber unrealistisch. „Man braucht gleichzeitig eine öffentliche und eine private Beteiligung.“ Das Beispiel der USA mit weitgehend privaten Sponsoren sei in der Krise.
Gespräch: Esteban Engel, dpa