Bayreuther Festspiele 2014 ohne Neuinszenierung

Bayreuth (dpa) - Im großen Wagner-Jahr 2013, zum 200. Geburtstag des großen Komponisten, blickte die Welt noch mehr als sonst auf Bayreuth und seine Festspiele.

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Hunderte Mini-Wagners säumten den Weg auf den Grünen Hügel - ein Kunstprojekt mit dem Namen „Wagner dirigiert Bayreuth“ zu Ehren des ebenso umstrittenen wie vergötterten Musik-Genies.

Zum ersten Mal seit 13 Jahren gab es einen neuen Bayreuther „Ring des Nibelungen“. Und weil Frank Castorf diesen Ring inszenierte, standen Publikum und Feuilleton Kopf - in leidenschaftlicher und lautstarker Ablehnung des Castorf'schen Chaos' oder in Respekt und Bewunderung dafür, wie Castorf den Grünen Hügel mit seiner respektlosen Interpretation des vierteiligen Mammutwerkes aufwühlte.

Ein Jahr danach, zum 201. Geburtstag Richard Wagners, bleibt nur der ganz normale Festspiel-Wahnsinn. Ein Jahr danach kommen die Festspiele ohne Neuinszenierung aus. So ist es traditionell in dem Jahr nach einem neuen „Ring“. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), eigentlich Dauergast, schwänzt die Eröffnung. Sie kommt erst später nach Bayreuth - „aus terminlichen Gründen“, wie Festspiel-Sprecher Peter Emmerich sagte. Nach Angaben des kaufmännischen Geschäftsführers der Festspiele, Heinz-Dieter Sense, will sie sich aber den „Ring“ zu Ende anschauen, weil sie das im vergangenen Jahr nicht geschafft habe.

Auch Bayreuth-Stammgast Thomas Gottschalk kommt nach Angaben Senses nicht. Dafür stehen aber die Schauspielerinnen Iris Berben, die im Februar als Komponisten-Witwe und Hügel-Herrin Cosima Wagner im ZDF zu sehen war, und Hannelore Elsner auf der Gästeliste - ebenso wie Moderator Johannes B. Kerner. Für Berben dürfte ihr Bayreuth-Debüt etwas ganz Besonderes sein. „Natürlich möchte ich gerne mal hingehen und diesen unglaublichen Sound, den es ja nur dort geben soll, hören“, sagte sie Anfang des Jahres in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Ich habe Wagner oft gehört, aber es muss auf dem Hügel wirklich einmalig klingen.“

Merkel und Gottschalk aber verpassen also die hoch umstrittene „Tannhäuser“-Inszenierung aus dem Jahr 2011 von Sebastian Baumgarten, mit dem die Festspiele in diesem Jahr starten. Ein Jahr, bevor die Interpretation, die Teile der Handlung in eine Biogasanlage verlegt, vom Bayreuther Spielplan fliegt, bekommt sie noch einmal einen ganz prominenten Platz.

Als Ersatz für den „Tannhäuser“ darf die „Lohengrin“-Produktion von Hans Neuenfels auch im kommenden Jahr auf dem Spielplan bleiben, die dann im sechsten Jahr gezeigt wird. Auch Neuenfels' „Lohengrin“-Deutung - er verwendet unter anderem Rattenkostüme - war am Anfang kontrovers diskutiert worden, wurde dann aber nach und nach immer freundlicher aufgenommen.

Welchen dieser beiden Wege Castorfs „Ring des Nibelungen“ einschlagen wird, ist die wohl spannendste Frage in Bayreuth in diesem Jahr. Wird das Publikum sich mit seiner Interpretation von Wagners Mammut-Werk versöhnen? Wird es den Zuschauern in diesem Jahr besser gefallen, dass das „Rheingold“ in einem US-amerikanischen Motel spielt und der „Siegfried“ vor der Kulisse einer kommunistischen Version des Mount Rushmore?

Das Urteil einiger Kritiker fiel im Gegensatz zu dem des Bayreuther Publikums im vergangenen Jahr vergleichsweise milde aus. Als „kühn und modern“ wurde hier und da das gelobt, was Werkzertrümmerer Castorf mit „Rheingold“, „Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ anstellte. Das eher klassisch orientierte Bayreuther Publikum sah das allerdings zum größten Teil anders und buhte Castorf nach dem Ende des vierten Teils wütend und minutenlang aus.

Ganz im Gegenteil zum Dirigenten Kirill Petrenko, der bei seinem Bayreuth-Debüt frenetisch gefeiert wurde und mit seiner beeindruckenden Darbietung sogar Lance Ryan als Siegfried und Catherine Foster als Brünnhilde in den Schatten stellte. Petrenko am Pult, Ryan und Foster auf der Bühne, das gilt auch in diesem Jahr - wohl zur Freude des Publikums.