Beth Ditto röhrt, haucht und kreischt

Gossip begeistert ohne Bühnenshow, aber mit Sexappeal.

Düsseldorf. Es ist ihre Stimme, die alle Gossip-Fans elektrisiert. Schlagzeugerin Hannah Blilie gibt ein paar wummernde Beats vor, Nathan Howdeshell alias Brace Paine ein paar Akkorde auf der Gitarre, und wenn Beth Ditto die ersten Töne singt, dann tobt die Philipshalle, der Punk geht ab. Samstag war sie in Leipzig, Sonntag in Hannover, Mittwoch war Düsseldorf die sechste und letzte Station in Deutschland, bevor es weiter geht nach Paris. Bei der Tour werden sie außerdem unterstützt von Bassist Chris Sutton.

Beth Ditto ist ein Idol, eine Ikone, und das zu recht. Selbstverständlich trägt die Frau, die sich selbst als "dick" bezeichnet, ein Designer-Kleid mit einer freien Schulter, wie es sich sonst nur dürre Modells trauen. Selbstverständlich rückt sie ihre Massen immer wieder darin zurecht und kommentiert es mit "That’s real live", selbstverständlich trinkt sie Bier auf der Bühne und rülpst ins Mikro. Beth Ditto kann als Exzentrikerin mit bleicher Haut das beanspruchen, was sonst schwarzen Sängerinnen zugebilligt wird: Gewicht und Sexappeal. Niemand vermisst eine aufwändige Bühnenshow, wabernde Nebel oder Background-Sängerinnen.

Beth Ditto ist ein Ereignis. Jedes Gramm an ihr ist pure Energie. Sie röhrt und haucht ihre Leidenschaft und ihre Wut heraus, ihre Empfindsamkeit und ihre Glut, sie bebt und kreischt, und es ist gut. Zwischen den Stücken bedankt sie sich gerührt und versichert: "Diese Halle ist 1000 Mal größer als mein Heimatort."

Gossip bringt Songs aus dem aktuellen Album "Men in Love" und "Standing in the Way of Control", interpretiert aber auch Songs anderer Größen. Bei Tina Turners "What’s Love Got To Do With It" zeigt sich, wes Geistes Kind sie ist, und das Publikum singt mit. Auf ihren Kulthit "Heavy Cross" müssen die Fans bis zu den vier Zugaben warten.