Brasiliens Musik-Held Sergio Mendes wird 75

Rio de Janeiro (dpa) - Wer die ersten Töne hört, weiß Bescheid: Das ist Brasilien, das ist Lebensgefühl. Nicht zufällig findet sich das Lied auch in Werbespots der Seleção, der Fußball-Nationalmannschaft.

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„Mas que nada“ („Was solls?“) von Sergio Mendes ist eine weltbekannte Hymne auf Unbeschwertheit, sich treiben lassen. „Was ich will, ist Samba tanzen“, heißt es in dem Song des brasilianischen Jazzmusikers und Pianisten, den im fünftgrößten Land der Welt fast jeder kennt - und der auch mit 75 Jahren noch längst nicht ans Aufhören denkt.

Er lebt aber seit 50 Jahren in Los Angeles, vor ein paar Monaten war er mal wieder in seiner Heimat Rio de Janeiro - und begeisterte mit seinem Compagnon Carlinhos Brown bei einem der größten Festivals der Welt, „Rock in Rio“, die Menschen. Sein Vater, ein erfolgreicher Arzt, hatte für den Sohn eigentlich eine Medizinerkarriere angedacht.

Das Nachtleben im Rio de Janeiro der 1950er und 1960er Jahre zog Sergio aber früh in den Bann. An jeder Ecke Musik-Bars, früh fing er mit dem Klavierspielen an. Geboren am 11. Februar 1941 in Niterói auf der anderen Seite der Guanabara-Bucht streifte er als Jugendlicher durch die Musikkneipen, traf dort auf Bossa-Nova-Legenden wie Tom Jobim und João Gilberto. Sie förderten ihn - und traten mit ihm auf.

„Ich war immer der Jüngste, beherrschte mein Instrument aber so gut wie die Alten“, erinnerte sich der Musiker mit dem markanten beigen Hut in einem Interview. In jener Zeit kommt der Bossa Nova als neue Stilrichtung auf, er vermischt ihn mit Sambaklängen zur stimmigen Melange. Jobim, nach dem der Flughafen von Rio benannt ist und der es mit „The Girl from Ipanema“ früh zu Weltrum brachte, ist es auch, der Mendes mit in die USA nimmt. Mendes fällt der Abschied aus Brasilien nicht schwer, denn dort übernimmt 1964 das Militär die Macht.

Er spielt in den USA mit Frank Sinatra und tritt in der Carnegie Hall auf. Dort werden die Weichen für Weltkarrieren gestellt, sagte er einmal - und behielt Recht. Mit der Gründung der Band Sérgio Mendes & Brasil '66 und dem Vertrag bei der Plattenfirma A&M Records legt er den Grundstein für seine Karriere. Auf der Platte ist auch „Mas que nada“ - es ist ein Coversong, die Ursprungsvariante stammt von dem Musiker Jorge Ben Jor. Ohnehin textet Mendes kaum Songs selbst, er interpretiert vor allem alte Lieder neu.

Rund 35 Alben hat er herausgebracht - das erste ist „Dance Moderno“ 1961. Drei Grammys hat er gewonnen. Und neuerdings ist er verstärkt im Bereich Filmmusik unterwegs. Sein letztes Album ist „Magic“ von 2014 - natürlich musste er auch einen Song zur Fußball-WM in Brasilien kreieren („One Nation“). Er verglich mal die Musik des Landes mit dem Fußball: „Sie hat dieselbe Energie, den gleichen Spaß und Freude.“