Brings: „Alaaf“ mit der Rockgitarre
Mit dem Karneval schaffen es kölsche Bands oft, sich eine wirtschaftliche Basis zu schaffen, von der sie das ganze Jahr leben.
<strong>Köln. Jetzt ist die Session am Höhepunkt. Bis zu acht Auftritte sind nun möglich. 20 bis 25 Minuten lang. "Zeit genug, um zu überzeugen, aber auch neugierig auf mehr zu machen." Peter Brings, der Sänger der kölschen Band Brings, sagt es sachlich. Rund um Köln, aber auch darüber hinaus sind die Jungs ein begehrter Act im Karneval - Stimmungsgarantie mit Rock und schnellen Riffs. Doch als reine Karnevalsband will sich Brings nicht abstempeln lassen - auch wenn Songs wie "Riesenkamell" und schunkelnde Mitklatschnummern à la "Rabenschwarzenacht" vom neuen Album "Hay Hay Hay" (Sony/BMG) genau diesen Eindruck geradezu herausfordern. Brings und Karneval - als vor mehr als 15 Jahren die Gebrüder Brings und Arbeitsministersohn Christian Blüm als Mundartrocker bundesweit mit "Zwei Zoote Minsche" bundesweite Aufmerksamkeit erzielen, hatte das mit Narretei nichts, aber auch gar nichts zu tun. Niedeckens Bap, sagt Peter Brings, hatte längst den Boden für mehr kölsche Lieder bereitet. Ambitioniert und gesellschaftskritisch - das waren Brings in den frühen 90ern. Eher zufällig landete die Band zwischen Büttenrednern, Tanzmariechen und Sitzungskarneval.
"Nicht wir haben die Szene gesucht, sondern uns hat man gefunden", so Brings. Besser: Der Song "Superjeilezick" entpuppt sich als Ballermann-, Skihütten- und somit Karneval-tauglich. "Dass der Song da so einschlug, haben wir eher nebenbei mitbekommen", merkt er an. Das war im Jahr 2000 - und das schneidige, kehlige "Kölle Alaaf" ist der Band längst nicht mehr fremd.
Brings: Die Kölschrock-Band wurde 1991 gegründet. Man startete sehr erfolgreich beispielsweise bei "Rock am Ring". Brings galt als eine der großen Hoffnungen in der deutschen Rockszene. Brings war immer auch eine politische Band und setzte sich so auch bei der Kölner Anti-Rassismus-Initiative "Arsch huh" ein.
Karneval: Nachdem es um die Band etwas ruhiger geworden war, startet Brings mit dem Song "Superjeilezick" erstmals im Kölner Karneval voll durch. Nach ersten Ressentiments von Seiten der Jecken, entwickelten sich die Rocker zu den Stars in den Sälen und schufen sich so eine gesicherte, ganzjährige wirtschaftliche Basis.
Skandale: Mit Liedern wie "Poppe Kaate Danze" oder "Hay Hay Hay" sorgten bei den Offiziellen für Aufregung. Teilweise dürfen die Songs bei Karnevalsveranstaltungen nicht mehr gespielt werden.
KarnevalsRocker: Auch Multiinstrumentalist Jens Streifling entdeckte die wirtschaftlichen Vorzüge des Karnevals und wechselte 2003 von Bap zu den Höhnern.