Carole Kings fast vergessener Band-Flop

Berlin (dpa) - In der Flut der Neuerscheinungen drohen sie oft unterzugehen: die verdienstvollen Wiederveröffentlichungen, die in allerschönster Regelmäßigkeit das Reissue-Label Light In The Attic herausbringt.

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Eine davon lohnt derzeit ganz besonders.

Und zwar „Now That Everything's Been Said“, die erste und einzige Platte der aus drei New Yorker Musikern bestehenden Band THE CITY, die 1968 mit lupenreinem Westcoast-Sound brillierte. Warum dieses zwischen Folk, Pianopop, Rock und Jazz changierende Album seinerzeit unterging, wird in den wie immer bei Light In The Attic sehr ergiebigen Liner-Notes des Booklets ausführlich erklärt. Beim Lesen freut man sich umso mehr, diese jahrzehntelang kaum erhältliche Platte nun wieder ganz regulär und klanglich aufgefrischt auf CD hören zu können.

Nun aber zum Clou von „Now That Everything's Been Said“ und The City: Es handelt sich um das Interimswerk in der Karriere von Carole King, der großen Pop-Komponistin, Sängerin und Pianistin - nachdem sie seit Anfang der 60er Jahre zusammen mit ihrem Ehemann Gerry Goffin bereits für andere Künstler Welthits geschrieben hatte, und bevor sie dann solo zum Mega-Star wurde. Zuvorderst natürlich dank „Tapestry“, einem der bis heute bestverkauften Singer/Songwriter-Alben aller Zeiten.

Mit dem Trio The City, produziert vom berühmten Lou Adler, wollten King (Gesang, Klavier), Charles Larkey (Bass) und Danny Kortchmar (Gitarre, Leadgesang in der schönen Ballade „Man Without A Dream“) eigentlich ganz groß rauskommen - man träumte von Nummer-eins-Hits. Und eigentlich hatte diese tolle Platte auch alle Sound-Ingredienzen für einen Riesenerfolg Ende der 60er, zumindest in den USA. Vor allem war wohl hinderlich, dass King bei der Album-Promotion ihre Bühnenangst nicht überwinden konnte und kaum live auftrat, hinzu kamen Vertriebsprobleme.

So wurde aus dem vorprogrammierten Triumph dreier großartiger, ambitionierter Musiker ein Flop - trotz fantastischer, wunderbar gesungener und arrangierter Songs wie „Snow Queen“, „Victim Of Circumstance“ oder „I Wasn't Born To Follow“, das später The Byrds für ihren berühmten „Easy Rider“-Soundtrack coverten. Man hörte schon die Vorboten von „Tapestry“ in einem Großteil dieser Lieder, was „Now That Everything's Been Said“ bis heute zu einem echten Juwel macht. Immerhin: King und Larkey wurden später ein Paar und Kortchmar einer der besten Gitarristen der US-Rockmusik.

Zwei weitere exemplarische Highlights der aktuellen Reissue-Serie von Light In The Attic: Erstens „Pot Luck“, das 1972er (ebenfalls bald vergessene) Soloalbum des berühmten Studiopianisten SPOONER OLDHAM, der mit allen Soul-Größten des Muscle-Shoals-Sounds, aber auch mit The Everly Brothers oder Neil Young spielte. Ein reizvolles Werk mit Eigenkompositionen und Cover-Versionen wie „Respect“ oder „Will The Circle Be Unbroken“. Zweitens „Low Down“, der edle Soundtrack zu einem Film über den Pianisten JOE ALBANY mit dessen eigenen Kompositionen und Musik von Jazz-Größen wie Coleman Hawkins, Ben Webster oder Thelonious Monk.

Alle drei hervorragend präsentierten Reissues sind jetzt über den Vertrieb von Cargo Records im gepflegten Fachhandel erhältlich.