Cellist Brantelid trifft mit dem Bogen ins Herz

Cellist Andreas Brantelid erweist sich als großer Feingeist. Der Gewinner mehrerer internationaler Musikwettbewerbe erzeugt an seinem Cello vielleicht nicht den wuchtigsten Klang, doch die Geschmeidigkeit, Brillanz und musikalische Sensibilität des Spiels erschließt dem Hörer eine neue, reichere Welt.

London. Der 22-jährige Däne Andreas Brantelid steht am Beginn einer Weltkarriere. Beim Londoner Plattenlabel EMI Classics gab er vor einigen Jahren ein sehr beachtliches CD-Debüt. Nun löst er die damit geweckten Erwartungen mit einer ganz famosen Chopin-CD ein. Bisher scheint die neue Einspielung der interessanteste Beitrag der Schallplatten-Industrie zum Chopin-Jahr.

Mit der Pianistin Marianna Shirinyan nahm er die Cello-Sonate g-Moll, das Grand Duo concertant in E und (zum Trio ergänzt durch die Geigerin Vilde Frang) das Klaviertrio g-Moll von Frédéric Chopin auf. Brantelid hat das, was die Müller-Schotts und Altstaedts dieser Welt nicht besitzen, einen Ton, der tief ins Herz dringt.

Der Gewinner mehrerer internationaler Musikwettbewerbe erzeugt an seinem Cello vielleicht nicht den wuchtigsten Klang, doch die Geschmeidigkeit, Brillanz und musikalische Sensibilität des Spiels erschließt dem Hörer eine neue, reichere Welt. Die leisen Stellen von Tschaikowskys Rokoko-Variationen (mit dem Danish National Symphony Orchestra unter Michael Schönwandt) oder sanfte Momente Chopins besagter Cello-Sonate vibrieren so fein, dass man meint, das Streichinstrument, aus dem solche Töne dringen, müsse ein menschliches Wesen sein.

Und in der Tat passt dieser Eindruck zu Brantelids Vorstellungen vom Klang des Instruments. "Ich habe mich für das Cello entschieden, weil es der menschlichen Stimme so nahe kommt", sagt der Musiker. Er favorisiere romantische Musik, insbesondere die des Franzosen Gabriel Fauré. Zu ihm verspüre er zurzeit die stärkste Affinität. "Seine Musik fühlt sich für mich so natürlich an, dass ich beim Spielen gar nicht mehr viel machen muss, um den richtigen Ausdruck zu treffen."

Von Fauré gibt es eine berühmte Elegie für Cello und Klavier. Kammermusik liebe er überhaupt sehr, und zwar in jeder erdenklichen Instrumenten-Kombination, sagt der junge Däne. An der Aufnahme mit den kammermusikalischen Chopin-Werken bekommt man schon einen feinen Vorgeschmack von dem, was uns Brantelid noch an klanglichen Genüssen bereiten könnte.