Deep Purple feiern Tourauftakt in München

München (dpa) - Pünktlich wie die Maurer. Die rüstigen fünf Herren der Hard-Rock-Pioniere von Deep Purple haben sich am Dienstag Schlag 20 Uhr an ihrem Arbeitsplatz eingefunden: die Bühne im mit etwa 5000 Besuchern ausverkauften Zelt des Tollwood-Festivals in München.

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Disziplin ließen Sänger Ian Gillan, Bassist Roger Glover, Gitarrist Steve Morse, Keyboarder Don Airey und - als einziges übrig gebliebenes Gründungsmitglied - Schlagzeuger Ian Paice beim umjubelten Tournee-Auftakt auch musikalisch walten.

Mit ihrem knapp 20 Songs starken Programm konzentrierten sich die Mitbegründer des Hard-Rock auf ihre frühen Werke: auf Songs der Alben „Deep Purple In Rock“, „Fireball“ und „Machine Head“. Dieses LP-Trio untermauert nicht nur den Ausnahmestatus der Band - die Alben aus den frühen 70er Jahren gehören zu den Meilensteinen des Hard-Rock. Dass die Songs dieser Epoche bis heute nichts von ihrer zwingenden Wucht eingebüßt haben, belegt schon der fulminante Auftakt des Konzertes: Songs wie „Highway Star“, „Bloodsucker“ und „Strange Kind Of Woman“ sind Genre-Klassiker.

Aus guten Gründen - sie vereinen Dynamik mit Präzision, spielerische Virtuosität mit zupackender Kraft. Wie eh und je liebt auch der Deep Purple-Jahrgang 2016 das spielerische Moment, die Improvisation. Mit Gitarrist Steve Morse, als 61-Jähriger der Benjamin der Band, und Keyboarder Don Airey hat die Formation hochbegabte Techniker in ihren Reihen, die das Rampenlicht gut zu nutzen wissen. Ihnen wird im Verlauf der Show jede Menge Freiraum zur künstlerischen Entfaltung gewährt; mitunter um einen Tick zu viel.

Andererseits erhält so der wie ein in die Jahre gekommener Turnlehrer aussehende Sänger Ian Gillan genügend Pausen, um seine empfindlichen Simmbänder für die lange Tour zu schonen. Fest steht indes: Wer die Band in den vergangenen Jahren gesehen hat, wird dem heutigen Gillan absolute Top-Form attestieren. Seine Stimme schwingt sich bei Klassikern wie „Demon's Eye“, „Space Truckin'“ und beim unverwüstlichen „Smoke On The Water“ offenbar mühelos hinauf in höchste Regionen.

Dennoch: Er und Glover sind bereits 70, Paice und Airey werden es bald sein. Ökonomisches Umgehen mit den Energiereserven ist da nur schlau. Eine Ahnung davon, wie Deep Purple in einigen Jahren klingen könnte, liefern sie gleich selbst - mit bluesigen Versionen von „The Mule“ und „Lazy“: lässig swingend, Club-Atmosphäre verströmend, dosierte Power statt volles Brett.

Diese elegante Form des Hardrock steht Deep Purple ausgezeichnet zu Gesicht. Jedenfalls wesentlich besser als die düster-getrimmten Songs ihres jüngsten Albums „Now What?!“. Titel wie „Vincent Price“, „Uncommon Man“ und „Hell To Pay“ versuchen mit unheilschwangeren Orgel-Kaskaden den schwarzen Garn des Death Metal aufzunehmen. Ein Sound, der altersmäßig nicht zu ihnen passt.

Die getreuen Fans sind zu diesem Zeitpunkt des Konzerts allerdings schon derartig in Party-Stimmung, dass sie ihnen diese musikalische Irrfahrt natürlich großzügig verzeihen. Da passt es gut, das es gegen Ende der Show noch fast nostalgisch wird: Mit „Hush“, ein Song aus der Feder von Joe South, und der Eigenkomposition „Black Night“ erinnern sie an ihre ersten großen Erfolge - die, man mag es kaum glauben, mittlerweile mehr als 45 Jahre zurückliegen.