Kleiner Mann - große Aura Der Easy-Listening-König hält Hof: Burt Bacharach in Berlin
Berlin (dpa) - Er heißt wie eine deutsche Stadt am Rhein und gehört zu den erfolgreichsten Komponisten unserer Zeit: Burt Bacharach.
Zwei Monate nach seinem 90. Geburtstag hat der amerikanische Musiker, der oft als King of Easy Listening bezeichnet wird, am Samstagabend nun erstmals ein eigenes Konzert in Deutschland gegeben. Für Fans war es ein Fest. Der Easy-Listening-König hielt Hof in Berlin.
Bacharach, der mehrere Oscars und eine Menge andere Preise gewann, schrieb viele Songs, die berühmt wurden durch Stars wie Dionne Warwick, Aretha Franklin, Dusty Springfield, Tony Bennett, Tom Jones und Frank Sinatra.
Die bekanntesten Lieder entstanden in den 60er Jahren, meist in Zusammenarbeit mit dem 2012 gestorbenen Texter Hal David.
Zu seinen Hits gehören Titel wie „I say a little prayer“, „Raindrops keep falling on my head“, „The look of love“, „Walk on by“, „Close to you“, „Alfie“, „I'll never fall in love again“, „What's New Pussycat?“ und „That's what friends are for“.
Etwa 1500 Anhänger kamen in den Admiralspalast in Berlin-Mitte und erlebten einen 90-Jährigen, der Sneakers zum Sakko trägt, stundenlang Klavier spielt, zwischendurch Anekdoten erzählt und fitter wirkt als viele 60-Jährige. Kleiner Mann, große Aura, grandioses Lebenswerk.
Begleitet wurde Bacharach von einer Band, in der bei einigen Liedern auch sein Sohn Oliver, der Mitte zwanzig ist, am Keyboard saß. Der Meister selbst spielte - meist am Flügel sitzend - Dutzende Lieder, zum Teil in Medleys.
Er sei froh, in seinem Alter noch um die Welt zu reisen und mit dem eigenen Sohn Musik machen zu können, sagte Bacharach, der in vierter Ehe verheiratet ist und in Los Angeles lebt.
Interpretiert wurden die meisten Kompositionen abwechselnd oder zusammen von zwei Sängerinnen und einem Sänger. Bacharach selbst ließ sich aber nicht nehmen, ein paar Songs selbst zu singen. Seine etwas brüchige Stimme bewegte die Fans dann natürlich besonders und riss sie von den Stühlen.
Er sei erst ein einziges Mal in Berlin gewesen, sagte Bacharach zu Beginn des einzigartigen Konzerts, damals als Begleiter von Marlene Dietrich. Das war vor 58 Jahren. Heute sehe hier nichts mehr so aus, wie er es in Erinnerung gehabt habe. Er komme gerne bald mal wieder in die deutsche Hauptstadt, sagte Bacharach am Ende des mehr als zweistündigen Auftritts.
Wer glaubt, dass die Darbietung in Berlin eines der eher seltenen Konzerte des älteren Herrn gewesen sei, irrt gewaltig. Der Mann ist auf Tour. Seit Anfang Juli standen schon London und andere englische Städte wie Brighton und Oxford im Programm, nach Berlin sollen Stationen wie Aarhus in Dänemark, Pori in Finnland sowie Mailand und Rom folgen.
Bacharach gehört zu einer Riege von Weltstars der Musik, die ihr Publikum auch im hohen Alter offensichtlich noch gerne mit Auftritten beglückt. Andere Beispiele sind der Chansonnier Charles Aznavour (94) und die Filmmusikkomponisten Ennio Morricone (89) und John Williams (86).
Vor ein paar Wochen befragte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ Bacharach zum gleichnamigen Städtchen am romantischen Mittelrhein. Ob er schon mal dort gewesen sei? Seine Antwort: „Ich habe einmal versucht, dorthin zu reisen. Ich war in der Armee und stationiert in Garmisch-Partenkirchen, und ich hatte ein wenig Zeit, also machte ich mich von Frankfurt aus auf den Weg. Es war aber zu weit, ich bin nur bis Mainz gekommen.“
Von dort wären es noch etwa 40 Kilometer gewesen. Vielleicht sollte ihn die Stadt in der Nähe von Bingen mal für ein Konzert buchen. Es wäre ein toller Termin: Burt Bacharach in Bacharach.