Die Toten Hosen erhielten jüdische Auszeichnung
Düsseldorf (dpa) - Für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen Rechtsextremismus sind Die Toten Hosen mit einer hohen jüdischen Auszeichnung geehrt worden. Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf verlieh der Rockband am Mittwoch die Josef-Neuberger-Medaille.
Auch der Prorektor der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, Thomas Leander, wurde ausgezeichnet. Die Toten Hosen hatten zusammen mit den jungen Sinfonikern der Musikhochschule an drei Konzertabenden in Düsseldorf Musik gespielt, die im Nationalsozialismus als „entartet“ diffamiert worden war.
Die Toten Hosen hätten sich immer als Musiker verstanden, die sich auch gesellschaftspolitisch engagierten“, sagte Frontmann Campino (52) in seiner Dankesrede. Die Band fühle sich „wahnsinnig geehrt“ durch die Auszeichnung. Die jüdische Ehrung habe Die Toten Hosen darin bestärkt, dass ihr Kampf gegen Rechts „jede Sekunde wert war“, sagte Campino. „Wir gehen da wieder raus.“
Der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilmer Eric Friedler, der 2012 einen Film zum 30-jährigen Bestehen der Toten Hosen gedreht hatte, bezeichnete die Band als „ehrliche Kämpfer für Menschlichkeit und Gerechtigkeit“. Die Toten Hosen „sind wach geblieben in der Wohlfühlrepublik“, in der Antisemitismus und Rassismus als Randerscheinungen dargestellt würden. „Wer anders ist in Deutschland - Ausländer, Flüchtling, Sinti, Roma, Moslem oder Jude - kann sehr einsam sein in diesem Land“, sagte Friedler. „Der Antisemitismus ist in unserer Gesellschaft unübersehbar.“
Hochschulrektor Raimund Wippermann beklagte in seiner Festrede eine aktuelle erschreckende Tendenz, Nationalität und Religion als Argument für Ausgrenzung und Diffamierung anderer religiöser und politischer Identitäten zu missbrauchen. Der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Oded Horowitz, sagte, der „erneute Ausbruch der antisemitischen Welle im Sommer“ habe die Juden in Deutschland sehr getroffen. Dass nur 8000 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung in Berlin gekommen seien, habe die Juden „bitter enttäuscht“.
Zusammen mit einigen jungen Orchestermusikern spielten Die Toten Hosen bei der Feierstunde drei Lieder: den Hosen-Song „Europa“ über das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer, Bertolt Brechts Anti-Kriegsgedicht „Deutsches Miserere“ nach der Musik von Hanns Eisler sowie die Interpretation des Gedichts „Im Nebel“ von Hermann Hesse. Diese Stücke hatten sie auch bei ihrem Gedenkkonzert im Oktober 2013 gespielt.
Als Träger der Neuberger-Medaille stehen Die Toten Hosen nun in einer Reihe mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), den früheren Bundespräsidenten Johannes Rau und Roman Herzog sowie der Verlegerin Friede Springer. Die Auszeichnung ist nach dem ehemaligen nordrhein-westfälischen Justizminister und Mitglied der Jüdischen Gemeinde, Josef Neuberger (1902-1977), benannt. Sie wird nichtjüdischen Persönlichkeiten verliehen, die sich um die jüdische Gemeinschaft verdient gemacht haben.