Dirigent Sinopoli vor zehn Jahren in Berlin gestorben

Berlin (dpa) - Es war ein Schock für die Musikwelt: An diesem Donnerstag vor zehn Jahren brach der Dirigent Giuseppe Sinopoli in der Deutschen Oper Berlin bei einer „Aida“-Vorstellung zusammen - wenig später war er tot.

Die Ärzte im Deutschen Herzzentrum konnten das Schicksal nicht mehr abwenden, alle Bemühungen waren vergeblich. Der Italiener starb im Alter von 54 Jahren am 21. April 2001 auf dem Höhepunkt seiner Karriere: Sinopoli war damals Chefdirigent der Staatskapelle Dresden, 2003 sollte er auch die Semperoper übernehmen.

Zu Sinopolis zehntem Todestag wird die Staatskapelle Dresden mit einem Benefizkonzert an ihren früheren Chef erinnern. Christian Thielemann wird an diesem Donnerstag in der Dresdner Lukaskirche „Metamorphosen“ von Richard Strauss sowie die „Frühlingssymphonie“ von Robert Schumann dirigieren - sie lagen Sinopoli besonders am Herzen.

Zusammen mit dem Regisseur Jürgen Flimm hatte Sinopoli im Jahr vor seinem Tod in Bayreuth mit der Arbeit an Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ begonnen, für den Sommer war die Fortsetzung geplant. „Die Gespräche mit ihm über den Ring, den wir ja 2000 in Bayreuth erarbeiteten, sind mir unvergesslich“, sagt Flimm, der heute Intendant der Staatsoper Unter den Linden ist. „Er war ein großer Intellektueller, nicht nur, dass er Arzt und Historiker war, er konnte über alle Grenzen hinaus denken und sprechen.“

Dramatische Szenen hatten sich im Orchestergraben der Deutschen Oper abgespielt. Bald nach der Pause im dritten Akt war Sinopoli zusammengebrochen. Musiker riefen nach dem Theaterarzt und nach Medizinern im Publikum. Doch alles half nichts: Um 23.15 Uhr starb Sinopoli im Beisein seiner Familie.

Sinopoli hatte die Aufführung als posthume Versöhnungsgeste mit dem wenige Monate zuvor gestorbenen Generalintendanten der Deutschen Oper, Götz Friedrich, verstanden. Als Sinopoli 1981 als Generalmusikdirektor an das Opernhaus kommen wollte, hatte er sich mit Friedrich überworfen. Nach seiner internationalen Karriere streckte der Venezianer nun wieder Fühler nach Berlin aus.

Der Tod kam plötzlich und mit tragischer Ironie: Er ereilte Sinopoli dort, wo ihm im Februar 1980 mit Verdis „Macbeth“ sein Durchbruch in der Opernwelt gelungen war. Bis zuletzt hatte sich der Dirigent in bester Verfassung gezeigt. „Wir haben noch in der Pause mit ihm gesprochen. Es war nichts von einer Schwäche zu bemerken“, sagte der damalige Orchesterdirektor der Staatskapelle Dresden, Jan Nast, der mit anderen Orchestermitgliedern nach Berlin gekommen war. Allerdings sei Sinopoli emotional sehr berührt gewesen von seinem Auftritt an alter Wirkungsstätte.

In Dresden hatte Sinopoli gerade seinen Vertrag bis 2007 verlängert und einen weiteren als Generalmusikdirektor der Staatsoper unterschrieben. „Wenn ein Orchester seinen Chefdirigenten verliert, ist das eine Katastrophe. Wenn es sich dabei um eine Person von der Größe Sinopolis handelt, dann ist das unfasslich“, sagte der Geiger Frank Other damals.