Dirigent Thielemann bewundert Schlagerstars
Dresden/Berlin (dpa) - Stardirigent Christian Thielemann (53) begeistert sich für Schlagerstars. „Das Publikum ist eine Bestie. Wer es zufriedenstellt, hat etwas geleistet“, sagte Thielemann, der seit dieser Saison Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle in Dresden ist, der Wochenzeitung „Die Zeit“.
„Ich sage nicht, dass ich zu Hause die Wildecker Herzbuben hören muss. Aber ich finde es eine bodenlose Arroganz, sich darüber zu erheben. Howard Carpendale, Roberto Blanco, Helene Fischer - die verdienen sich krumm und krümmlich. Und in deren Publikum sitzen keine Doofmänner.“
Sendungen wie die „Feste der Volksmusik“ schaue er sich „aus professionellem Interesse“ an, verriet Thielemann: „Manchmal drehe ich den Ton ab und schaue einfach nur, wie toll die sich bewegen. Das ist knallhart! Das absolute Profitum.“ Da fiebere man richtig mit. Gerne würde er Mary Roos treffen: „Die würde ich so gerne mal fragen: Wie schaffen Sie das seit 50 Jahren mit der guten Laune?“
Am Klassikbetrieb stört Thielemann, dass das Aussehen und oberflächliche Eleganz immer wichtiger werde. „Ich kann auch mit diesen Geigenbarbies und Celloschönlingen nichts anfangen.“ Er könne nur was mit denen anfangen, die gut sind. „Mittlerweile ziehen sich die Mädels beim Geigespielen immer weniger an. Manchmal sehen Sie Fotos, da wissen Sie nicht: Posieren die für einen Softporno?“